Das Große Barrierriff. 17
bahnen werden hier dereinst vielleicht eine Wichtigkeit gewinnen
wie kaum sonst irgendwo. — b) Die Seen im süvl. Teile
Australiens haben sich in flachen Mulden gebildet und werden
durch zufließende kleine Gewässer unregelmäßig gespeist. Die
größten derselben sind der Torrens- und der Cyresee. Der
Eindruck dieser Seen ist der trostloseste, der sich denken läßt.
Steile Sandrücken, die den Dunen der Meeresküste gleichen,
umgürten sie. Nirgends zeigen sich Felsen oder auch nur Steine;
nur Salzränder blicken unter der äußersten Düne hervor. Das
trockene Seebett ist auf viele Kilometer weit vollständig mit
einer Salzkruste überzogen, die eine ununterbrochene Fläche von
reinem Weiß bildet und blendend hell in der Sonne glänzt.
Die Salzfläche bricht unter den Hufen der Pferde, die iu einen
zähen Schlamm einsinken, der gegen die Mitte hin immer tiefer
und flüssiger wird. Nur ganz in der Mitte scheint in der
Regel eine große offene Wasserfläche vorhanden zu sein. Alle
kleineren Seen, Teiche und Gräben in der Umgegend sind mit
einer ähnlichen Salzkruste überzogen, die so völlig einer mit
gefrorenem Schnee bedeckten Eisfläche gleicht, daß der Reisende
im Zwielicht des Abends sich eher in die Polargegenden ver-
setzt als in Australien weilend glaubt.
9. Das GroßeWarrierriff.^
Daß Australien ehemals weit umfangreicher war, dürfen
wir mit Sicherheit annehmen. Neuguinea und Tasmanien
hingen jedenfalls mit ihm zusammen. Die wahrscheinliche Ost-
Grenze des ehemaligen Kontinents bezeichnet das Große
Barrierriff mit seiner jäh zu großer Tiefe abstürzenden
Ostseite. Es ist dieses Riff eine der wunderbarsten Erscheinungen
^ der Erde. Als die Ostküste Australiens sank, setzten die Polypen
* der Korallenriffe, welche den Rand besäumten, unermüdlich ihre
Thätigkeit fort, stets ihre Bauten mit dem Niveau des Meeres
gleich haltend, bis sich diese ungeheure Bank bildete, welche die
Wogen des anbrandenden Stillen Ozeans, indem sie Block auf
Block losrissen und über einander türmten, allmählich über den
Meeresspiegel und aus dem Bereich der Wellen hoben. Das
Große Barrierriff erstreckt sich in einer Länge von 1900 1cm
vom 23. Breitengrade nordwärts bis zur Torresstraße. An
feinem Südende, wo es nahe an 1600 km von der Küste ent-
B u ch h o lz, Australien und Polynesien, 2. Aufl. 2