V. Die Polarländcr.')
I. Äügemeiner Charakter.
a) Vergleich mit den Hochalpen. b) Flora. e) Fauna.
a) Die wichtigsten Eigentümlichkeiten der Polarlandschaft:
ausdauernde Schneeflächen und Gletscher, nackte Felsen und
Steingeröll, verkrüppelte und niedere Pflanzen, Mangel an
Alluvialflächeu, an Bodenanbau und menschlichen Niederlassungen,
zeigen eine auffallende Ähnlichkeit mit den Kennzeichen der
Hochalpenwelt; eine Übereinstimmung, die von allen Polarreisen-
den bestätigt wird.
Um von jenen wilden, felsigen Landschaften, die ohne Baum,
ohne Strauch, hier und da mit braungrünem Grasboden bedeckt, ihre
nackten vielgestaltigen Zinnen gen Himmel strecken, zwischen denen
ewiges Eis sich angesiedelt hat, eine Vorstellung zu gewinnen, muß
man sich die höchste Alpenregion mit ihren Gletschern und Firnfeldern
vor die Augen führen; statt des Nebelmeeres der Hochalpen denke
man sich das wirkliche Meer, nicht mißfarbig, sondern blaugrün und
klar. Aus ihm steigen romantische Felsberge auf; ein tiefes, enges
Thal läßt das Auge dazwischen weit ins Innere des Landes vor-
dringen. Die Felsen sind nackt, schroff, wild zerrissen; senkrecht fallen
ihre Wände in die See, nur hier und da liegt eine kleine grüne Matte
ausgebreitet. Zwischen ihnen schillert's und schimmert's bald grün
bald blau. Gewaltige Eismassen steigen hinauf bis an die Gipfel;
die Firnfelder legen sich darauf, und nur hin und wieder ragen die
*) Im Folgenden sind nur die wichtigsten Länder vorgeführt,
während die beiden Eismeere mit ihrer Fauna, die Polarexpeditionen,
das Polarlicht u. a. m. Abt. IV. behandelt sind. — Nowaja-Semlja
ist bereits in den „Charakterbildern aus Europa" geschildert. Vgl. eben-
da „Island".