Der Walfischfang im Nördlichen Eismeere. 97
des Wales. In demselben Augenblicke schlagen alle Ruder in
das Wasser, um das Boot aus der gefährlichen Nähe des der-
mundeten Ungeheuers zu entfernen. Gewöhnlich taucht der Wal
sofort nach dem Wurfe blitzschnell in die Tiefe und rollt dabei
die Leine so rasch ab, daß man Wasser auf die Rolle gießen
muß, um die Entzündung derselben zu verhindern. Nach einer
Viertelstunde etwa erscheint der verwundete Walfisch wieder an
der Oberfläche, um zu atmen. Da nähert sich das eine oder
das andere Boot zum zweitenmal?, und ein neuer Wurfspieß
dringt in seinen Leib. Entsetzt stürzt sich der Walfisch von
Woge zu Woge, springt im Todeskampfe halb aus dem Wasser
heraus uud bedeckt das Meer umher mit Schaum und Blut.
Aber eine tödliche Lanze folgt der anderen. Im vergeblichen
Aufwände seiner Stärke macht der Wal das Meer kochen wie
einen Topf; ein Zittern ergreift seinen ungeheuren Leib; endlich
hat er sich verblutet und senkt sich auf die Seite, ein will-
kommenes Ziel für Taufende von Seevögeln, welche mit hakigem
Schnabel das Fleisch von dem Riesenleibe reißen. — Der er-
legte Riese wird hierauf von den Booten nach dem Schiffe ge-
schleppt. An mächtigen, in Rollen laufenden Tauen befestigt
man den ungeheuren Kopf, um ihn bis zu den Halswirbeln
aufzuwinden. Dann trennt man den Kops im Genick von dem
übrigen Körper, zieht ihn auf Deck und beraubt ihn später der
Fischbeinbarten. Unterdes steigen die Speckschneider auf schmale
Gerüste hinab, welche an den Seiten des Fisches hängen. Sie
stechen zuerst meterbreite Streifen um den Körper herum, über
den Rücken uud Bauch, befestigen einen solchen Streifen an
einem Tau uud geben das Zeichen zum Aufwinden. Während
die Matrosen auf Deck vermittelst einer Winde das Tau au-
ziehen, helfen die Speckschneider mit ihren scharfen Spaten nach
und trennen den Speck von dem sich langsam drehenden Leibe
ab. So fährt man fort, bis der ganze Speck in schrauben-
förmigen Streifen vom Leibe abgeschält ist. Der Rumpf bleibt
dem Meergetier überlassen. Nach dem Aufwinden kommt der
Speck zunächst in das Zwischendeck, wo er in Streifen geschnitten
wird. Das Auskochen geschieht in großen ans dem Verdeck
eingemauerten Kesseln, deren Herd ringsum mit Wasser umgeben
ist. Nur im Anfang verwendet man Steinkohle zur Feuerung,
später benutzt man den ausgekochten Speck zur Unterhaltung
der Flamme. Der ausgekochte Thrau wird in einer Kühlpfanne
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