Full text: Charakterbilder aus der mathematischen und physischen Erdkunde (Abt. 4)

Die Quellen. 201 
Kieselerde (richtiger Kieselsäure), als Bestandteil unseres 
Planeten noch wichtiger als der Kalk, setzt sich, da sie der 
Lösung widerstrebt, seltener ab und in beträchtlicheren Mengen 
nur am Rande heißer Quellen. Die Becken und Trichter der 
Geiser sind, wie schon gesagt, derartige Kieselsinter. 
Wieder andere Quellen, zum Teil aus metallführenden 
Schichten ausbrechend, enthalten Eisen, Magnesia, Jod, Schwefel, 
Alaun, Erdöl u. dgl., so daß sie bald als Heilwasser, bald zu 
industrieller Ausbeutung dienen. Von keinen aber gilt dies 
mehr als von den salzsührenden, uud unter ihnen wieder am 
meisten von den sogenannten Soolquelleu. Wenn man die 
tausendfältige Verwendung des Salzes (Chlornatrium) erwägt, 
so begreift sich, daß der Besitz derartiger Quellen als ein uner¬ 
setzliches Geschenk der Natur gilt, daß Salz wie Brot als eine 
besondere Gottesgabe betrachtet wird, und daß schon in den 
frühesten Zeiten die Völker nach diesem Schatze geforscht und 
nicht selten um denselben gekämpft haben. Wie reich unser 
Vaterland auch damit gesegnet ist, weiß jeder Deutsche; es 
braucht nur der Name des „Salzkammerguts" oder einer jener 
zahlreichen Städte, die nach dem Salze genannt sind, *) ange¬ 
führt zu werden, wenn schon hier freilich das Salz nicht überall 
in natürlichen Quellen ausdringt, sondern durch Auslaugung 
mächtiger Steinsalzlager gewonnen wird. Die Soolen von 
Hallein am Nordabhange der österreichischen Alpen erzeugen 
jährlich gegen 140 000 Zentner Kochsalz, und die Quellen von 
Halle, nachweislich schon im achten Jahrhundert von slavischen 
Stämmen verwertet, liefern jetzt im Jahre über 170 000 Ztr. 
Wenn auch nicht in so reichem Maße wie Deutschland haben 
doch fast alle zivilisierten Länder nutzbare Salzquellen, und 
vielleicht darf man sagen, daß es an dieser unentbehrlichsten 
Würze uirgeuds auf Erden fehle. Denn, ganz abgesehen von 
den sogenannten Salzgärten an den Meeresküsten und von den 
auswitternden Salzkristallen der Steppen, giebt es noch zahllose 
Quellen, die es in reichlichen Mengen mit sich führen. In der 
*) Hierher gehört bekanntlich außer den mit „Salz" zusammen- 
gesetzten Städtenamen (wie Salza, Salzburg, Salzbrunn, Salzmünde, 
Salzungen, Salzwedel [Soltquellae] und den anscheinend gleichbedeuten- 
den Sulza, Sulzbrunn u. s. w.) der Name Hall und dessen zahl- 
reiche Abkömmlinge, also Schwäbisch-Hall, Schweizerhall, Reichenhall, 
Friedrichshall, Halle, Hallstadt, Hallein, Salzliebenhall u. s. w.
	        
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