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meine Stärke Deutschlands Macht." Diese ans dem hocherhobenen 7 m
langen Schwerte mit goldenen Buchstaben geschriebenen Worte ruft er noch
heute den vielen Besuchern zu, die ihm hier huldigen und, auf deu „Römer-
pfeifen" Hermanns Lob und der Römer Frechheit verkündend, an dem
kolossalen Denkmal vorbeiziehen. A. I. S. 147, K.*) I. S. 70, K. IV.
S. 565, A. II. S. 351. G. II. S. 439, S. 196.
Am Abhänge der Grotenbnrg liegen der kleine und große Hünenring.
Der uoch gut erhaltene kleine Hünenring ist etwa 120 m lang, halb so
breit und 6 m hoch. Man hält den Hünenring für den Rest der von
den Cheruskern erbauten großeu Teutoburg. Am Südfnße der Grotenbnrg
(388 m) befindet sich das friedlich stillgelegene Jagdschloß Lopshorn,
der Ort, an dem das kräftige Sennepferd seine Pflege fand.**)
Bon der Station Horn (Strecke Detmold-Altenbeken) gelangt man
bald zu den Externsteinen, einer merkwürdigen Gruppe vou Saudsteiu-
selseu, die sich in einer 1 km langen Reihe von NW. nach SO. hinziehen
und, von ferne gesehen, den Eindruck einer gewaltigen eingestürzten Mauer
machen. 5 von den 13 Steinen fesseln unsere Aufmerksamkeit besonders.
Der nördlichste erreicht die stattliche Höhe von 36 m; er ist unten so
breit, daß er 1115 zu einer Kapelle ausgearbeitet werden konnte. An
der uördlicheu Felseuwaud befiudet sich ein gut erhaltenes kolossales Relief,
das in kuustvolleudeter Weise die Kreuzabnahme Christi darstellt. Der
Verwitterung erlegen ist ein andres Denkmal uralter christlicher Skulptur,
Adam und Eva im Paradiese. Zwei Steine bilden ein gewaltiges Thor,
durch das die Straße von Horn nach Paderborn führt. Bon dem einen
dieser Steine droht schon seit Jahrhunderten ein gewaltiger Felsblock den
durchziehenden Wandrer zu zermalmen. Die wilde Schönheit der Gegend
wird uoch gesteigert durch einen bis an die Steine heranreichenden See.
Der Teutoburger Wald mußte vou hoher historischer Bedeutung
werden, da er die erste Verteidigungslinie gegen ein vom Rheine heran-
ziehendes feindliches Heer ist.
Die Bodengestalt der Landschaft zwischen Teutoburger Wald uud Weser-
gebirge euttäuscht in angenehmer Weise denjenigen, der sich diese fruchtbare
Landschaft als eine reizlose, einförmige Tiefebene vorgestellt hatte. Ein mit vielen
Bodenerhebungen bedecktes welliges Gelände, das reiche Abwechslung bietet
zwischen fruchtbaren Feldern, halbgnten Wiesen, kleinen Wäldern, von Obst-
bäumen eingerahmten Gehöften, breitet sich vor den Augen des Beschauers aus.
Die Ravensberger Mulde geht im NO. über in ein Bergland, das
von dem linksseitigen Weserbergland ausgeht. Die Streichrichtung des
vielverzweigten und zerklüfteten, sehr gut bewaldeten Berglandes ist die von
SO. nach NW. Viele Thäler machen es für den Verkehr geeignet. Die
wichtigsten derselben sind das Emmerthal, durch das die Bahn Hameln-
Pyrmont-Altenbeken führt, das Exter- und Hallethal. Die Richtung
*) Kehr und Kriebitzsch, Lesebuch. **) S. Seite 98 und 99.