Full text: Charakterbilder aus Afrika (Abt. 7)

60 Tierleben in der Wüste. 
Schande gilt, diesem „verzauberten Menschen" Leid zuzufügen 
oder ihn im Hause zu halten. Kleinere Nager, wie Spring- 
Ratten und -Mäuse mit laugen Hinterbeinen, finden sich 
überall in der Sahara. Der Strauß, welcher früher auch 
im nördlichen Teil der Wüste nicht selten gewesen ist. hat sich 
südlicher gezogen und fängt auch schon in Tibesti an seltener zu 
werden. Verhältnismäßig zahlreich sind die Reptilien der- 
treten. Allgemein gefürchtet ist die gehörnte Viper, da ihr Biß 
tödlich wirkt. Sie kennzeichnet sich auf den ersten Blick als ein 
Kind der Wüste; denn die Färbung des Sandes ist auf ihrem 
Schuppenkleide gleichsam wiedergespiegelt. Den Tag über gänz- 
lich im Sande verborgen, nur zeitweise mit dem gehörnten Kopse 
hervorschauend, schleicht sie sich nachts mit Vorliebe zu den 
Lagerfeuern der reisenden Jäger. Unter den zahlreichen Echsen 
ist besonders der Skink zu erwähnen, der sich bei der An- 
Näherung des Menschen mit großer Gewandheit in den Sand 
eingräbt und in wenigen Augenblicken 5 — 8 w durchwühlt. Die 
Araber stellen ihm eifrig nach, denn er wird ebenso hoch als 
Arznei (daher Scincus officinalis) wie als Nahrungsmittel ge- 
schätzt. Ernstliche Vorsicht erheischen die Skorpione, welche 
sich in den Dünenthälern mit Vorliebe aufhalten. 
9. Die Oasen. 
a) Entstehung, b) Beschaffenheit, c) Bedeutung. 
Strenggenommen darf man die Sahara nicht ein Sand- 
meer nennen, und dann sind auch die Oasen nicht Inseln ver- 
gleichbar, da sie sich fast niemals über das Niveau der um- 
gebenden Wüste erheben, sondern sie sind fast stets Vertiefungen, 
deren Rand oft so steil ist, daß ihn die Kamele nur mit großer 
Anstrengung zu ersteigen vermögen. — a) Die Oasen sind einzig 
und allein von dem Vorkommen des Grundwassers abhängig, 
das in den beckenartigen Einsenkungen entweder als lebendiger 
Quell zu Tage tritt oder durch Brunnen erschlossen wird. Aber 
woher kommen die gewaltigen Wassermassen, welche im regen- 
losen Wüstengebiete die zahlreichen Oasen ermöglichen? Die 
seltenen winterlichen Regengüsse in Verbindung mit der häufigen 
Taubildung reichen allerdings nicht aus; aber von den Gebirgen 
ziehen unterirdische Ströme nach den tieferen Stellen hin, um
	        
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