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berühmte Merwigslinde. Sie ist uralt, sie soll von dem sagen- 
haften König Merwig gepflanzt sein. Der König, der auf dem Königs- 
Hofe sein Schloß hatte, so wird erzählt, seierte jedes Jahr mit seinen 
glücklichen Untertanen auf dem Geiersberge das Maifest. Da der Platz 
aber den Sonnenstrahlen sehr ausgesetzt war, pflanzte er selbst diese 
Linde. — Von der Merwigslinde nach Süden liegt auf der Anhöhe nach 
der Stadt zu das Schöppmännchen. Das ist der Wasserbehälter des 
alten Wasserwerks, der sogenannten Oberkunst im Altendorfe. Durch 
große Pumpen wurde hier das Wasser aus dem Mühlgraben in das 
Schöppmännchen gepumpt und von da durch hölzerne Röhren in die 
Stadt geleitet und die Künste damit gefüllt: eine solche Kunst ist noch 
in der Barfüßerstraße am Eingange nach dem Spendekirchhof. Dieses 
alte Wasserwerk, die Oberkunst mit dem Schöppmännchen, ist schon im 
Jahre 1546 gebaut. — Dicht hinter dem Schöppmännchen steht die 
Friedenseiche, die an den Krieg mit Frankreich im Jahre 1870/71 er¬ 
innert, und nicht weit davon das Wallrothdenkmal. Wallroth war 
Arzt in Nordhausen und ein berühmter Botaniker, d. h. Pflanzenkundiger, 
der viele Pflanzen beschrieben und in unserer Gegend entdeckt hat. Er 
ist 1857 in Nordhausen gestorben. Nach ihm ist auch die Wallroth- 
straße benannt. — Neben dem Wallrothdenkmal ist das herrliche Birken- 
Wäldchen. — Dann setzen wir uns auf die Bänke in den schönen An- 
lagen neben dem Springbrunnen und ruhen uns ein wenig aus. 
5. Das Gehege ist ein beliebter Erholungsplatz sür die Bewohner 
Nordhausens. Eine größere Stadt mit ihren engen und staubigen Straßen, 
den hohen Häusern, den zahlreichen Fabriken und den vielen Menschen 
muß einen solchen Ort haben, wo die Leute ein paar kräftige Atemzüge 
voll frischer Luft holen können. In der Stadt ist die Luft unrein und 
von Düften aller Art angefüllt; wer diese Luft immer einatmet, tagein 
und tagaus in den dumpfen Stuben und Werkstätten sich aufhält und 
nicht hinausgeht in die frische Luft, bekommt bleiche Wangen und matt- 
blickende Augen, wird krank, ohne daß er es merkt, und wenn schließlich 
der Arzt kommt, ist es häufig zu spät. Da ist es gut, daß wir dicht 
bei der Stadt so herrliche Plätze haben, nach denen alle leicht hin- 
kommen und wenigstens Sonntags und auch noch abends erfahren 
können, was für schöne Dinge doch Blütenpracht und Blättergrün sind, 
und wie wohltuend der Aufenthalt in frischer Luft ist. 
6. Nicht immer war es im Gehege so schön und freundlich wie 
jetzt. Früher war die Anhöhe kahl, nur die Merwigslinde stand oben, 
und das Schöppmännchen war von einigen Bäumen beschattet. Erst 
seit dem Jahre 1740 wurde mit der Anpflanzung von Waldbäumen 
hier der Anfang gemacht. Die dickeren Bäume stammen noch aus dieser 
Zeit. Die ersten Gastwirtschaften auf dem Gehegeplatz entstanden um 
das Jahr 1830; ebenso kam um diese Zeit die Sitte auf, daß auf dem 
freien Platze die Musik spielte. Daher erbaute man bald darauf die 
Tonhalle unten auf dem Platze (die alte Tonhalle). Großes Verdienst 
Heine, Unsere Heimat. g
	        
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