II. Die Zeit des Kampfes zwischen Heidentum und Christentum. 21 
folge in feierlichem Festgewande und ehrte fte, indem er des Priesters 
Wirken anerkannte und der ganzen Gemeinde den Segen erteilte. 
Dieser Tag wurde zum Feiertage, dessen sich die Gemeinde gern er¬ 
innerte, und den sie stets mit Freuden kommen sah. 
21. Karl der Große. 
800. 
1. Im Jahre 768 wurde Karl der Große König des Franken¬ 
reichs. Karl war ein schlichter Mann und ging einfach einher wie die 
übrigen seines Volkes. Er trug ein leinen Wams und ebensolche 
Beinkleider, einen Rock von einheimischem Tuche, mit einem seidenen 
Streifen besetzt, Schuhe, die mit verschiedenfarbigen Bändern an den 
Füßen befestigt waren, und bisweilen einen kurzen weißen oder grünen 
Mantel. An seiner Seite hing ein großes Schwert mit goldenem 
Wehrgehänge. Nur an Reichstagen und hohen Festen erschien er in 
voller Majestät; dann schmückte eine goldene, von Diamanten strahlende 
Krone sein Haupt, und ein langer Mantel, der mit goldenen Bienen 
wie übersät war, umwallte seine Glieder. Sonst haßte er ausländische 
Kleidung. Mit Unwillen bemerkte er, wie seine Edeln sich in feine, 
seidene Gewänder kleideten. Er war ein echt deutscher Mann, maß 
sieben seiner eigenen Fußlangen, und seine Gestalt war voll hoher 
Würde. Seine Augen leuchteten dem Freunde und Hilfeflehenden 
freundlich, dem Feinde aber furchtbar. Er war der beste Fechter und 
Schwimmer unter seinen Franken. 
2. Karl war unermüdlich thätig. Sein Schlaf war kurz; oft 
stand er des Nachts vom Lager auf, nahm Tafel und Griffel, um sich 
in der Schreibkunst zu üben, oder er betete. Auch stellte er sich ans 
Fenster und betrachtete ehrfurchtsvoll den gestirnten Himmel. Bei 
Tische hatte er den Brauch eingeführt, aus guten Büchern vorlesen 
zu lassen. Karl war ein Freund der deutschen Sprache und Art; er 
ließ deshalb auch die alten Volks- und Heldensagen, die bis dahin 
nur mündlich überliefert worden, sammeln und ausschreiben. Zweimal 
des Tages besuchte er die Kirche. Er hatte tiefe Ehrfurcht vor dem 
Worte Gottes, ließ es oftmals auf Pergament abschreiben und las 
fleißig darin. Gern unterhielt er sich mit gelehrten Männern über 
die Vorzeit, über die Bücher der heiligen Schrift und über göttliche 
Dinge. Mit großem Eifer suchte er der christlichen Kirche in seinem 
Reiche aufzuhelfen, und seine Hosschule sollte ein Muster für alle 
andern Schulen im Lande sein; er achtete es auch nicht unter‘seiner 
Würde, einmal selbst Schulausseher zu sein. Die von ihm erbaute 
Kirche zu Aachen schmückte er mit kaiserlicher Pracht; hier feierte er 
am liebsten die hohen Feste. Damit diese begangen würden, wie sichs 
gebührte, berief er berühmte Lehrer des Kirchengesanges und andere 
Gelehrte aus Italien und England zur Unterweisung der Franken. 
Auch ließ er Orgeln in den Kirchen ausstellen. Ans seinen Gütern
	        
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