82
Vierte Periode, von 1291 bis 1492.
Wiener Concordat (1448) rückgängig gemacht wurden, in der deutschen
Nation aber mehr als in irgend einer anderen in den letzten Zeiten des
Mittelalters die Bildung aller Klassen durchdrungen hatte (Buchdruckerkunst
— Volksliteratur).
II. Geschichte der einzelnen Staaten.
1. Deutschland.
Am Schlüsse der vorigen Periode war Deutschland völlig zum Wahl-
reich geworden; das Kaiserthum sinkt seitdem und die Uebermacht Deutsch-
lands in Europa ist gebrochen. Das Reich löst sich in eine Menge von
immer selbständiger werdenden „Lande n" (Territorien) auf. Aber unter
einem Gewirre von Kämpfen gelangt doch die deutsche Nation zu einer
neuen höheren Bildungsstufe. Die Abhängigkeit von dem ausländischen Kirchen-
oberhaupt wird alsbald wieder abgeworfen; vor Allem bleibt das Streben
dieser Zeit auf zwei Zielpunkte unablässig gerichtet; die Begründung des
inneren Friedens und die Reformation der Kirche, und diese
werden mit dem Fortschreiten aller Standesklassen zu selbständiger Ent-
Wickelung endlich erreicht (die Reformation erst nach 1517).
Mit Rudolf von Habsburg beginnt eine Reihe von „Kaisern aus v e r -
schied enen Häusern"; indeß ward der Thron vorzugsweise zwei mächtigen
Familien, Habsburg und Luxemburg, zu Theil, die den Kaiserthron
zur Erwerbung einer großen Hausmacht benutzt hatten, — zunächst um
ihren Familien das Kaiserthum und hierdurch die Einheit des Reichs zu
sichern. Bei dem Erlöschen des letzteren behauptet das Habsburg-öfter-
reichis che Haus den Thron auf die Dauer (feit 1438). — Nicht nur
Italien, sondern auch die Schweiz trennt sich schon im Anfange dieses
Zeitraums von dem Reiche, dagegen werden am Schlüsse desselben die Nie-
verlande und Ungarn durch das Anschließen an das Haus Oesterreich
der deutschen Herrschaft neu gesichert.
Kaiser aus verschiedenen Häusern, 1273 bis 1437.
A. Vergebliche Versuche, das Kaiserthum auf eine Hausmacht
zu stü/en (bis 1347).
1273 bis Rudols vou Habsburg (1273 bis 1291). Bei dem Tode Richard's
1291 von Cornwallis erinnerte zuerst der Papst (Gregor X.) an eine neue Be¬
setzung des Kaiserthrons, zunächst um nochmals einen Kreuzzug zu Stande zu
bringen. Doch wollten auch die deutschen Fürsten, so sehr sie nach Eigen-
macht strebten, vor Allem aber die Städte dem Interregnum ein Ziel setzen.