Full text: Methodik des erdkundlichen Unterrichts

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auf eine hohe Kulturstufe gelangt, sondern sie sind bei oftmals sehr 
günstigen Voraussetzungen auf ihrer niederen Stufe nach jeder Richtung 
hin stehen geblieben. Ein Beweis dafür sind viele Inseln der Südsee. 
Und andererseits sind die Bewohner von solchen Erdräumen, die von 
der Natur wenig begünstigt sind, besonders durch ihreu Fleiß — andere 
Momente wie Veranlagung, Stammesmischung, Religion, Geschichte, 
Sprache usw. sprechen auch mit — trotzdem zu einer hohen Kultur¬ 
stufe hindurchgedrungen. (Beweise: die Moore Deutschlands, die Bruch- 
gegenden, China :c.) Man darf also hier, wie das mancher Jünger 
Ritters hat tun wollen, der Natur eiues Erdraumes oder besonders 
der günstigen Küstengliedernng in Hinsicht auf gute Hafenanlagen und 
leichte Erschließung eines Landes nicht ohne weiteres das Verdienst der 
etwaigen Höhe der Kultur allem zuschreiben, sondern auch hier gilt es, 
neben diesen Voraussetzungen die örtlichen Verhältnisse genau zu unter- 
suchen, nach den Gründen, nach den Ursachen zu forschen. Sonst wären 
die Bewohner eines Erdraumes ja schließlich Gliederpuppen, die so 
tanzen müßten, wie die Natur ihres Landes es gebietet, die gegen Un- 
gunst der natürlichen Verhältnisse auch mit ihren besten Gaben, ihrem 
intensivsten Fleiß usw. nicht ankämpfen könnten. Hierauf haben be- 
sonders die Professoren Kirchhoff in Halle und Peschel in Leipzig in 
Wort und Schrift hingewiesen. Letzterer hat sich für den Ausbau der 
Ritter'schen Ideen am meisten verdient gemacht. 
Im obigen haben wir unsere Stellung zu den Ritter'schen Ideen 
des erdkundlichen Unterrichts im Verein mit den neueren Bestrebungen 
auf diesem Gebiete und zu deren Verwendung in der Volksschule gekenn- 
zeichnet. Aus der Nichtbeachtung dieser Gesichtspunkte erklärt es sich, 
daß im Erdkuudeuuterricht unserer Schulen noch wenig Ritter'scher Geist 
zu finden ist. 
8 13. 
Die Kn5ckauung5mittel und ihre Verwerfung. 
Die Betonung der Anschaulichkeit ist gerade für den erdkundlichen 
Unterricht von höchster Bedeutung. „In diesem Lehrsache wollen wir 
das Auge des Lernenden durch die Räume der Erdoberfläche führen, 
wollen wir ihn die Formen schauen lassen, welche die Natur diesen 
gegeben hat, damit er jeden Erdraum vom andern sicher unterscheiden 
und auf Grundlage dieser Unterscheidung seiner Eigenart gemäß betrachten 
und beurteilen lerne. Raumvorstellungen sind es also, mit denen wir
	        
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