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Disziplin. So wird auch jeder Ausbau der Methode des erdkundlichen
Unterrichts einen Fortschritt in der Methode der Heimatskunde bedeuten.
Von den drei realistischen Geschwistern ist die Erdkunde am
spätesten selbständig geworden. Geschichte und Naturkunde fanden früh
volle Beachtung, aber die Erdkunde konnte selbst ein Kopernikns mit
seinen weltbewegenden Gedanken noch nicht ins rechte Licht stellen, da
in jener Zeit die Religion (Reformation) und die klassischen Sprachen
(Humanismus) die volle Aufmerksamkeit auf sich lenkten. Trotzendorfs
Schule zeigt dies nur zu deutlich.
Erst der Prophet unter den Pädagogen, Amos Comenius, hat
der Erdkunde eine selbständige Stellung im Unterricht der Schule ge-
geben. Im Kapitel 28 seiner großen Unterrichtslehre, in welchem er
die Idee der Mutterschule darlegt, sagt er: „Mit der Geographie wird
der Anfang gemacht, dadurch, daß man den Kindern die Bedeutung
der Begriffe Berg, Tal, Ebene, Fluß, Flecken, Stadt klar macht: je
nach der Gelegenheit des Ortes, an dem sie erzogen werden" ... „Der
Anfang der Astronomie wird darin bestehen, daß er die Bedeutung von
Himmel, Sonne, Mond, Stern kennen lernt und beobachtet, daß die-
selben täglich aus- und untergehen." Und im Kapitel 29 desselben
Werkes, in welchem er die Idee der Elementarschule oder der mutter-
sprachlichen Schule kennzeichnet, heißt es: „Dazu sollen sie (die Kinder)
die Hauptpunkte aus der Weltkunde lernen, von der Rundung des
Himmels, von der kugelförmigen Gestalt der in der Mitte hängenden
Erde, von dem Umkreis des Ozeans, von den mannigfachen Krümmungen
der Meere und Flüsse, den größeren Erdteilen, den vorzüglichsten
Reichen Europas; insbesondere aber die Städte, Berge, Flüsse und
sonstige Merkwürdigkeiten ihres Vaterlandes." Und in seinem „Jnfor-
matorium der Mutterschule" spricht er noch davon, daß das Kind in
der Geographie wissen muß, ob der Ort, wo es wohnt, ein Dorf oder
Städtlein oder Stadt oder Schloß sei, was ein Acker, eine Wiese, ein
Berg, Wald, Fluß sei. Alle diese Aeußerungen des Comenius kenn-
zeichnen deutlich den Begriff der Heimatskunde als Ausgangspunkt der
Erdkunde, aber sie fordern auch gleichzeitig eine grundlegende Erkenntnis
der Himmelskunde, damit die Erscheinungen des Himmels, welche die
Heimat an die Hand gibt, beobachtet werden. Ein Hauptgewicht legt er
schon auf die Behandlung des Vaterlandes. Aber diese wie andere
wertvolle Gedanken des Comenius tauchten ungenützt und unbeachtet
unter in den Wogen des 30 jährigen Krieges, die über die deutschen
Lande dahinfluteten und auch alles geistige Leben ertöteten.
Heise, Methodik des erdkundlichen Unterrichts. 2