Full text: Mathematische Erdkunde, Allgemeine Erdkunde, Kartographie

§114 Mathematisch: Erdkunde. Ib: Eingehendere Darstellung. 
26 
Abb. 12a. Polhöhe und Äquator- 
höhe (gemessen vom Horizont). 
(Höhenwinkel). Im Sommerhalbjahr aber erhebt sich der Tageskreis der Sonne fortschreitend 
immer höher über den Äquator, so daß er sich am 22. Juni über dem nördlichen Wende- 
kreis befindet. Wie ist es im Winter? Wieviel dann vom Höhenwinkel abzuziehen (im Sommer) 
oder zuzuzählen (im Winter) ist, das zeigen für jeden Tag die sog. Dekliuativnstabellen^ 
des astronomischen Kalenders. Weiß der Schiffer aber N 
die Äquatorhöhe, so weiß er damit auch die Pol- 
höhe, denn beide ergänzen sich zu 90° (iu Abb. 12 
Äquatorhöhe 37720, Polhöhe 5272°, zusammen 90°). 
Die Polhöhe aber gibt, wie wir oben gesehen haben, 
die geographische Breite an. Stellt er also z. B. fest, 
die Äquatorhöhe betrage 50°, so weiß er, daß er sich 
auf dem (90 — 50 —) 40. Breitenkreis befindet. 2 
114 üHier sei auch — ohne daß das streng genommen 
hierher gehört — etwas über die Ge schwindigkeits- 
messuug der Schiffe, das sog. Loggen, gesagt. Das 
Log ist ein viertelkreisförmiges dickes Brett (10—15 cm 
Radius), das am Bogenrand stark mit Blei beschwert 
ist, so daß es aufrecht schwimmt. Ins Wasser ge- 
worfen, steht es infolge der Beschwerung und der aus- 
rechten Haltung (theoretisch) still. Während das Schiff 
weiterfährt, läßt der Schiffer eine am Logbrett befestigte Leine, die in gleichen Abständen 
Knoten hat, durch seine Hände gleiten und zählt, wieviel Knoten in einer bestimmten Zeit ab- 
laufen. Die Entfernung der Knoten ist allgemein nach folgender Berechnung eingerichtet: 
Man will wissen, wieviel Seemeilen ^ das Schiff in einer Stunde ( = 3600 Sekunden) läuft. 
Das Stundenglas, das man für die Zeitbestimmung benutzt, läßt seinen Sand in 14 Sekunden 
durchlaufen. Nun sagt man so: Statt 1 Stuude setzen wir 14 Sekunden, also nur rund den 
257. Teil einer Stunde. Dann dürfen wir einer Knotenstrecke, wenn sie eine Seemeile 
bedeuten soll, auch nur den 257. Teil einer Seemeile geben = (1852 : 257 =) 7,2 m. Da 
aber das Logbrett etwas mitgeschleppt wird, so bemißt man die Knotenstrecke rund 5% 
kürzer (auf deutschen Kriegsschiffen 6,84 m). Nun ist die Sache sehr einfach: Soviel Knoten 
in je 14 Sekunden ablaufen, soviel Seemeilen läuft das Schiff in der Stunde. Wenn es 
heißt, ein Schiff lief mit 10 Knoten Geschwindigkeit, so heißt das, es legte in 1 Stunde 10 See- 
meilen (je 1852 m) zurück. — Dieses alte Logverfahren ist auf Seglern (trotz mancherlei 
1) Unter Deklination der Sonne versteht 
man, wie wir aus § 107 wissen, ihre Entser- 
nnng vom Äquator (Entfernung nach Norden, 
im Sommerhalbjahr, als + , Entfernung nach 
Süden als — bezeichnet). 
2) Der Schiffer mißt die Sonnenhöhen 
mit dem Sextanten um die Mittagszeit. ■—■ 
Der Sextant (Spiegelsextant) ist das verbrei- 
tetste astronomische Winkelmeßinstrument. 8, 
und 8z siud Spiegel. F ist ein Fernrohr; 
AB ist auf dem Gradring CD verschiebbar, 
wobei sich Spiegel Sx dreht. In dem 
Fernrohr entstehen von dem anvisierten Gegen- 
stand zwei Bilder, das direkte (von d her) 
und das Spiegelbild (von i über Sx und S2). 
Man dreht nun AB (also Spiegel St) so, daß 
die beiden Bilder sich im Fernrohr decken. 
Dann gibt CB geteilt durch 2 den gesuchten Winkel an, wie sich mittels des Reflektions- 
gesetzes aus der Lehre vom Licht beweisen läßt. 
3) Im Seeverkehr hat sich das metrische Maß noch nicht durchgesetzt, sondern hier gilt die eng- 
lische Seemeile = einer Bogenminute — 1852 m (d. i. etwa 7^ deutsche oder geographische Meile). 
--U- ZZE33 
Abb. 12b. Spiegel-Sextant.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.