Full text: Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit

Polynesien. 
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II. Polynesien (d. h. Inselmenge). 
Größe (mit TaSmania): 22576 Q.-Mln. Bevölkerung: 2,691000. 
Tie Archipele und zerstreuten Eilande der Südsee, die man darunter 
begreift, liegen, mit Ausnahme von Neuseeland und seiner Nachbarschaft, 
meist zwischen den Wendekreisen, also in der heißen Zone, doch angenehm 
gekühlt sowohl durch die umgebende Wasserfülle als durch die herrschenden 
Pasfatwinde. Die westlichsten grenzen so nahe an die abgerissenen Glieder 
Hinterindieus, daß beide als eine zusammengehörige Inselwelt betrachtet 
werden könnten, wenn die indische Natur nicht von der polynesischen ver- 
schieden wäre. Zwar hat diese.manches mit jener gemein, z. B. Kokos- 
und andere Palmen, hie und da auch Bambusrohr, und ein allmählicher 
Uebergang läßt sich nicht verkennen; die vorhandenen Pflanzenarten sind 
zu einem großen Theil indischen Ursprungs, haben sich also gegen die 
Richtung der Meeresströmung und des Passatwindes verbreitet und nehmen 
in Bezug auf ihre Zahl in der Richtung nach Osten sortwährend ab. Auch 
in der polynesischen Thierwelt zeigt sich eine solche Abnahme der Arten 
nach Osten zu. Charakteristisch sür die Pflanzenwelt Polynesiens ist auch, 
im Gegensatz zum Continent Australiens, das Vorkommen von Nahrnngs- 
pflanzen, z. B. Brotfruchtbaum, hie und da Pandanus; auch Jams, Ba- 
taten :c. werden gebaut. Auf Neu-Guinea sind Brotsrucht und Muskaten 
u. a. indische Gewürze noch vereint anzutreffen, sowie sich auch nur bis 
hieher und nördlich bis zu den Ladronen, die indische Sitte des Betel- 
känens verbreitet hat. — Bezüglich der Menschen unterschied man bisher 
gewöhnlich Australneger (Negritos) und Malaien. Jene leben auf dem 
Continent Australien, auf Neu-Guinea und den Nachbarinseln bis zur 
Kreuzung des Wendezirkels mit dem 180.° der L. v. Greenw. Braune oder 
schwarzbraune Farbe, jedoch in sehr verschiedenen Variationen, auffallend 
magere Arme und Beine, breiter Mund und dicke Lippen iz. sind, abge¬ 
sehen von der Sprache, äußere Merkmale derselben; aus den meisten Inseln 
sind sie roh und grausam, furchtbare Kannibalen, und das Christenthum 
hat bisher wenig Eingang bei ihnen gefunden. Doch ist auch in dieser 
Beziehung große Verschiedenheit vorhanden, und während z. B. die Papuas 
aus Neuguinea im allgemeinen im Rufe der Wildheit und der größten 
Feindseligkeit gegen die Fremden stehen, zeigten sich einzelne Stämme der- 
selben ganz zuvorkommend, oder wenigstens nicht feindselig. Nach neueren 
ethnographischen Forschungen trennt man die Australneger von den 
Melanesiern, und rechnet zu ersteren die Bewohner von Australien 
und Tasmanien, zu letzteren die Bewohner derjenigen Inseln, die weiter 
Schacht, Lehrb. d. Geographie 8. Aufl. 71
	        
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