§ 10 Beobachtungen und Aufgaben über Gestaltung der Landformen.
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In Gebieten vulkanischer Erscheinungen kommt es auf die Ge-
staltung des Untergrundes an, auf welchem die Vulkane aufgebaut
sind, wenn es Stratovulkane sind. Man untersuche ferner, ob nur ein einziger
Ausbruch stattgefunden hat, oder ob mehrere, zeitlich vielleicht weit aus-
einanderliegende Eruptionen den Berg aufgeschüttet haben. Die Mächtigkeit
und Ausdehnung der Lavaströme ist festzulegen uud zu skizzieren,' Form
und Größe der Auswürflinge bieten einen guten Anhaltspunkt für die
Mächtigkeit der Eruption. Auf Kontakterscheinuugen richte man sein
besonderes Augenmerk. Kommen massige Vulkane in Frage, so ist es selten
möglich, das ganze Gebiet untersuchen zu können, weil es an guten Auf-
schlüssen mangelt. Für das Rheinische Schiefergebirge haben wir als Anhalts-
punkte die Diabasgänge des Sauerlandes, an denen man die Struktur und
die Kontaktmetamorphose darlegen kann.
Für plastische Darstellungen bieten gerade die vulkanischen Er-
scheinungen ein dankbares Feld; verschiedenartig gefärbte Plastilinmassen
eignen sich vorzüglich zu Darstellungen dieser Art.
In Gebieten, in denen der Vulkanismus erloschen ist, beobachte man die-
jenigen Erscheinungen, die noch auf ihn hinweisen: Mineralquellen, heiße
Quellen, kohlensäurehaltige Gewässer, Schwefelquellen.
Beim Studium der Oberflächenformen in vulkanischen Gebieten ist zu
beobachten und festzustellen, inwiefern und inwieweit die Eruptionen und
ihre Auswurfsmassen den normalen Gang der Erosion unterbrochen, die
Erosion selbst nach anderen Richtungen hingedrängt haben. Hierdurch erhält
man oft eigenartige Ergebnisse der Erosion. Auch die Erosiouserscheiuuugen
an den vulkanischen Gebilden selbst sind der Beobachtung wert.
Experimentell kann man einen Stratovulkau sehr gut dadurch herstellen,
daß man in einen großen Kasten, der mit Sand gefüllt ist, von unten her
durch ein Loch, das die Krateröffnung darstellt, einen Luftstrom einführt.
Sorgt man dafür, daß während der Tätigkeit des Luftstroms immer von
neuem Saud auf die Öffnung kommt, so wird dieser nach allen Seiten um
den „Krater" aufgehäuft. Man erhält so ein anschauliches Bild eines Vulkans.
Verschieden gefärbte Sande, vermischt mit größeren und kleineren Aschen-
resten, erhöhen den Eindruck.
Besondere Aufmerksamkeit verlangen die Gebiete früherer und heu-
tiger Vergletscherung. Es wird ja nur wenigen möglich sein, mit den
Schülern selbst die Gletscher des Hochgebirges besuchen zu können, aber
manche der Schüler besuchen mit ihren Eltern das Hochgebirge und kommen
in die Lage, die Gletscher und ihr Reich zu sehen. Man weise diese auf
folgende Punkte hin:
1. auf das Sammelgebiet des Gletschers, die Ursachen und
Vorgänge, die zur Ansammlung der Schneemassen führen;
2. auf das Wesen und die Bedeutung der Schneelinie;
3. auf das Abschmelzuugsgebiet des Gletschers;
4. auf die Bewegungen des Gletschers und die daraus sich ergeben-
den Erscheinungen, wieMoränen, Glazialschliffe, Gletscherbäche,
Gletschertröge, Kare, Gletschertische, Gletscherspalten,
Gletschertor.