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Wohlthäterin der Bürger wurde, indem sie ein benachbartes Dorf,
das Butter lieferte, mit der Stadt vereinte, von der es bis dahin
durch hohen Zoll abgesperrt worden war. Beide Säulen wollen
nns erinnern, daß im alten Zerbst einst Recht und Menschenfreund-
lichkeit geübt wurdeu.
An die alte Mauer der Stadt lehnen sich die Gebäude eines
Franziskanerklosters. Die Ränme desselben werden gegenwärtig
zu Uuterrichtszweckeu für das Gymuasium der Stadt beuutzt.
Die alte Brauerei des Klosters aber ist der Anlaß geworden, daß
in Zerbst die Bereitung des Bieres seit alters lebhaft betrieben
wird. Eine weite Verbreitung hat besonders das „Zerbster Bitter-
bier" gesuudeu, da der Genuß desselben angeblich der Gesundheit
recht förderlich seiu sollte. Auch seiue Schule und seine
Brauereien führt also Zerbst auf das Mittelalter zurück.
Durch Bürgerhäuser und Denksäulen, durch Schule
und Braugewerbe wird Zerbst als ältere Stadt Auhalts
in derNiederuug der Elbe gekennzeichnet. Zusammenfassung.
9. Wenden wir uns zum Schlüsse uoch dem linken Elbufer zu,
so haben wir in Dessau (31 T.) die Hauptstadt Auhalts zu
begrüßen.
Sie liegt am linken Ufer der Mulde, die ihr Wasser etwa
4 km unterhalb der Stadt dem Elbstrome zuführt. Wiefeu und
Felder breiten sich in anmutigem Wechsel in der Muldenaue aus,
und Wäldchen oder einzelne Baumgruppen zieren die ebene Gegend.
Wie ein Garten ist die Umgebung der Stadt gestaltet, und die
Stadt selbst ist der schönste Schmuck desselben. Denn Dessau
zeichnet sich vor anderen Städten Anhalts nicht bloß durch Größe,
sondern auch durch seiue fürstliche Erscheinung aus. Kirchen (die
Schloßkirche) uud Schulpaläste erheben sich über die netten Bürger-
Häuser der Stadt, Landhäuser liegen in Gärten versteckt, Markt-
Plätze weiten das Stadtgebiet aus, und lange breite Straßen
ziehen sich zwischen den Häuserzeilen hin. Eine Kaiserstraße führt
uns von dem Bahnhofe zur Stadt heran, eine Kavalier- uud
Friedrichstraße durch dieselbe hindurch. Schon durch die Namen
dieser Straßen findet der fürstliche Charakter der Stadt einen
äußeren Ausdruck.
Sehen wir uns näher in derselben um, so treten uns in
ihr ein Leopold- uud ein Amalienstift entgegen. Jenes
ist bestimmt, armen Männern einen sorgenfreien Aufenthalt zn
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