— 387 —
ihren rechten Nebenfluß (die Wakewitz) empfängt, zur Gründung
eines befestigten Ortes. Diesen Ort erhob Heinrich der Löwe
zu einer Stadt, die nach ihm Lübeck, d. h. „Löwenstadt", genannt
wurde. Kaiser Friedrich Barbarossa verknüpfte den ursprünglich
wendischen Ort fester mit dem Reiche und machte Lübeck zur
deutschen Stadt, ©ein Enkel, Kaiser Friedrich II., aber schenkte
ihr Steuer- und Marktfreiheit, so daß sie eine freie Stadt wurde.
Da aber das deutsche Reich den Handel der Stadt Lübeck nicht
zn schützen vermochte, verbanden sich 1241 die Bürger der Stadt
mit denen Hamburgs zu einem Handelsbunde, dem bald alle be-
deutenden Städte des nordischen Tieflandes beitraten. Dieser Städte-
buud verfolgte den Zweck, die Handelswege zn Wasser und zn Lande
vor Räubern zu schützen, neue Handelsstraßen auf dem Meere und
im Binnenlands zu erschließen, dem Auslande allerlei Handels-
vorteile abzugewinnen und eine Einigung in den verschiedenen
Münzen und Gewichten zu treffen. Die Schiffe des Bundes be-
herrschten im 14. und Id. Jahrhunderte das gesamte Ostseegebiet,
und die nordischen Reiche gehorchten seit 1370 dem Machtspruche
der norddeutschen Handelsstädte. Im Bunde derselben, welcher
den Namen Hansa (d. h. Handelsbund) führte, war Lübeck das
Haupt, weshalb es sich heute noch mit Stolz eine freie Hansa-
ftadt nennt. Als solche hat sie ans der Zeit ihres alten Glanzes
noch manche Erinnerung erhalten. Breite Gräben und Reste
alter Wälle deuten an, daß ein fester Ring einst die Hansastadt
umzog. Das riesige Holsten- (d. h. Holstein-) thor, an dem
drei Bogenreihen übereinander liegen uud zwei gewaltige schmuck-
lose Türme breit auf dem massigeu Unterbau sitzeu, sperrt jetzt
uoch den westlichen Eingang zur Stadt mehr, als daß es ihn
öffnete. Bürgerhäuser mit zackigen Giebeln sind in den inneren
Straßen der Stadt gegegenwärtig noch der Sitz alter, angesehener
Kaufmauusfamilieu, in denen Thatkraft mit Frömmigkeit sich paart.
Doppeltürmige Kirchen (z. B. die Marienkirche), ans Ziegelsteinen
erbaut, steigen in einfachen Formen kräftig auf uud öffnen ihre
volle Schönheit erst in den reichgeschmückten iuneren Hallen. Die
ganze Stadt ist mit ihren hochaufstrebenden Bauten ans einem
kleinen Höhenrücken zusammengedrängt uud giebt iu ihrer äu-
ßereu Erscheinung somit schon den Ausdruck einer fest in
sich geschossenen Bürgerkraft.
Unter den städtischen Gebäuden Lübecks zieht besonders das
25*