O. Reden.
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Jünglinge zu hören, ist angenehm; die Engel selbst erfreuen sich,“ sag
wedenborg, „wenn Kinder anmutig reden, wenn sie mit holder Stimm
esen, unübereilt und verstandreich antworten, wenn sie mit einer kindlicher
ewißheit, was sie wissen und gelernt haben, sagen.“ Ferne sei hier ei
eind, ein Aufhorcher dieser heiligen, genialischen Versammlung. Aneinande
euen wollen wir uns und in Ruhe uns Zeit nehmen, einen Garten de
issenschaften zu durchwandeln, in dem auch wir einst als Jünglinge Ros
anden. Jeder stehe wie Ulysses da, wie Homer ihn beschreibt, mit ruhige
uge und gesenktem Zepter, als ob er etwas zu sprechen wisse; aber wenr
r zu reden anfängt, dann mögen die Worte wie leichte Schneeflocken
einander folgen; er befriedige mit jedem Worte, und man vergesse alles ander
über seiner angenehmen, wohlklingenden Rede.
90. Die vierzehnte Rede FJichtes an die deutsche Nation.
„Fichtes sämtliche Werke.“ Herausgeg. von seinem Sohne J. H. Fichte. Berlin 1845 —46.
Es sind Jahrhunderte herabgesunken, seitdem ihr nicht also zusammen—
erufen worden seid wie heute, in solcher Anzahl, in einer so großen, so
ringenden, so gemeinschaftlichen Angelegenheit, so durchaus als Nation und
als Deutsche. Auch wird es euch niemals wiederum also geboten werden. Merket
ihr jetzt nicht auf und gehet in euch, lasset ihr auch diese Reden wieder al
inen leeren Kitzel der Ohren oder als ein wunderliches Ungetüm an euch
orübergehen, so wird kein Mensch mehr auf euch rechnen. Endlich einma
höret, endlich einmal besinnet euch. Geht nur diesmal nicht von der
telle, ohne einen festen Entschluß gefaßt zu haben; und jedweder, der diese
Stimme vernimmt, fasse diesen Entschluß bei sich selbst und für sich selbst,
gleich als ob er allein da sei und alles allein tun müsse. Wenn recht
viele einzeln so denken, so wird bald ein großes Ganzes dastehen, das in
eine einige, eng verbundene Kraft zusammenfließe. Wenn dagegen jedweder,
ich selbst ausschließend, auf die übrigen hofft und den anderen die Sache
überläßt, so gibt es gar keine anderen, und alle zusammen bleiben so, wie
ie vorher waren. — Fasset ihn auf der Stelle, diesen Entschluß. Saget
nicht: Laß uns noch ein wenig ruhen, noch ein wenig schlafen und e
is etwa die Besserung von selber komme. Sie wird niemals von selbst
ommen. Wer, nachdem er einmal das Gestern versäumt hat, das
bequemer gewesen wäre zur Besinnung, selbst heute noch nicht wollen
ann, der wird es morgen noch weniger können. Jeder Verzug macht uns
nur noch träger und wiegt uns nur noch tiefer ein in die freundliche
Gewöhnung an unseren elenden Zustand. Auch können die äußeren Antriebe
ur Besinnung niemals stärker und dringender werden. Wen diese ehen
art nicht aufregt, der hat sicher alles Gefühl verloren. — Ihr seid zu—
ammenberufen, einen letzten und festen Entschluß und Beschluß zu fassen,
eineswegs etwa zu einem Befehle, einem Auftrage, einer Anmutung a
andere, sondern zu einer Anmutung an euch selber. Eine Ent un