42 Epigraphik — Erbuntertänigkeit.
zifferung und Erklärung von In¬
schriften auf Gebäuden, Säulen,
Grabsteinen usw. Die Inschriften
des griechisch-römischen Altertums
sind zum großen Teil gesammelt
in den Riesenwerken des corpus
inscriptionum Graecarxim und
des c. i. Latinarum, b. H. Samm¬
lung der griechischen bzw. lateini¬
schen Inschriften.
Episkopal Kirche (griech.-lat. epi-
scopus — Bifchof, eig. Aufseher),
die anglikanische Kirche, welche die
bischöfliche Verfassung aus ber kath.
Zeit beibehalten hat (ähnlich wie in
Schweben, Norwegen und Däne¬
mark).
(Episkopalstem, 1. im kath.
Kirchenrecht bie Ansicht, baß bie Ge¬
samtheit ber Bischöfe unb bie all¬
gemeinen Konzilien über bem Papste
stehen (Gegensatz: Papalsystern);
2. im prot. Kirchenrecht bie Ansicht,
wonach ber Lanbesherr ber oberste
Bischof (summus episcopus) ber
Lanbeskirche ist.
Epistolae obscurorum vi-
rorum — Briefe unbekannter
Männer (Gegenstück zu ben
Epistolae clarorum virorum. ben
Briefen berühmter Männer, b. H.
aller beutfchen Humanisten an
Reuchlin, bie biefer 1514 veröffent¬
lichte), gewöhnlich übersetzt: Briefe
ber Dunkelmänner, Finsterlinge.
Es sinb erbichtete Schreiben von
Mönchen an ben Kölner Humanisten
Ortuin Gratius, einen Gegner
R euch lins. Ihre wirklichen Ver¬
fasser waren kirchenfeinbliche Hu¬
manisten, wie Ulrich von Hutten,
welche daburch, baß sie bie Mönche
in barbarischem Latein ihre An¬
sichten vortragen unb über anzüg¬
liche Dinge berichten ließen, die
kirchlich-scholastische Lehrweise unb
bie kirchlichen Einrichtungen ber
Lächerlichkeit preisgeben wollten.
Sie erschienen kurz vor bem Auf¬
treten Luthers (1515 u. 17).
Epoche, griech., = Anhalten,
Hemmung, sobann ber Haltepunkt
ober Zeitpunkt, mit bem ein neuer,
eigenartiger Abschnitt ber Ge¬
schichte beginnt, weiterhin dieser
Abschnitt selbst, wie in dem Goethe-
schen Wort: „Von hier [ber Kano-
nabe von Valmy] unb heute [20.
Sept. 1792] geht eine neue Epoche
ber Weltgeschichte aus".
Erbämter, Ämter, welche in
einer Familie forterben, insbes. am
Hofe bes beutschen Königs unb
später auch an ben Fürsten Höfen
bie Ämter bes Truchsessen, Mar¬
schalls, Kämmerers unb Munb-
schenken; im Reiche hatten sie bie
Vertretung ber sog. Erzämter (s. b.);
so z. B. war ber Graf von Pappen¬
heim Reichserbmarfchall, ber Graf
von Limburg Reichserbmunbfchenk
(vgl. Uhlanbs Gebicht, Der Schenk
von Limburg).
ErbKaiserliche Partei, bie Partei
ber Frankfurter Nationalversamm¬
lung (1848/49), bie ein mit ber
preußischen Königskrone verbun-
benes, erbliches Kaisertum für
Deutfchlanb wünschte. Vgl. Klein-
beutsche.
Erbuntertänigkeit, die Guts¬
hörigkeit ber Neuzeit, bie milbeste
Form ber Leibeigenschaft (f. b.),
bes. seit bem Enbe des 16. Iahrhs.
in bem agrarischen Osten Deutsch-
lanbs, unb zwar in den Länbern
ber böhmischen Krone (Böhmen,
Mähren, Schlesien), wo sie bereits