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dem kleinen Grenzorte gesündere geworden. In demselben ist eine
gute Schule entstanden, ein Turn- und ein Gesangverein pflegen
deutsches Wesen, und die deutschen Familien halten auf einen
reinen, geselligen Herd.
So ist Eydtkuhnen der schnell gewachsene Grenzort
Ostpreußens mit einem lebhaften Geschäftsverkehr und
einer wohlgeordneten Verwaltung, in welcher der deutsche
Geist der Ordnung und Zucht sich äußert. Zusammenfassung.
8. Folgen wir dann noch von Jnsterburg aus dem Laufe
des Pregels uach Westen, so gelangen wir — 7 km vor der Mün¬
dung des Flusses — zu der Stadt Königsberg (loO T.)
Die Stadt liegt, wie die letzte Hälfte ihres Namens andeutet,
anf einem hügeligen Boden im und am Pregel. Dieser Fluß
teilt sich hier in einen alten und einen neuen Flußarm, die beide
eine Insel umschließen. Auf derselben liegt der sogenannte Kneip-
Hof, einer der ältesten Stadtteile Königsbergs. Die beiden
übrigen Stadtgebiete treffen wir auf dem rechten Ufer des Pregels
an, wo der langgestreckte Schloßteich die westlich liegende Altstadt
von dem östlich gelegenen „Löbenicht" trennt. Alle drei Stadt-
teile werden von Vorstädten, Wallstraßen und Thoren umschlossen,
so daß Königsberg eine weite Ausdehnung gewinnt und sich so schon
äußerlich als die Hauptstadt Ostpreußens zu erkennen giebt.
In dem Mittelpunkte der Stadt erhebt sich das königliche
Schloß, dessen Gebäude einen großen viereckigen Hof umschließen.
Das Hauptgebäude macht den Eindruck eines Kirchenbaues, wird
an der Seite von starken Pfeilern gestützt, von runden Ecktürmen
flankiert und von einem massigen Turme überragt, dessen vierkantige
Säule sich iu drei Absätzen verjüngt. Schon diese eigenartige
Erscheinung des Schloßgebaudes läßt uns ahnen, daß es von den
Rittern des deutschen Ordens erbaut wurde, die, wie wir ander-
wärts schon gesehen, Kirche und Burg geru in ein und demselben
Baue vereinigten. Da der böhmische König Ottokar II. den
Ordensrittern bewaffnete Scharen zur Hilfe nach Ostpreußen (auf
den sogenannten „Preußenfahrten") sandte, so wurde die neuerbaute
Ordensburg (1255) Königsberg genannt. Nach dem Falle der
Marienburg nahm das Schloß zu Königsberg den Hochmeister
des deutscheu Ritterordens und später die Herzöge von Preußen
auf (1525—1618), welche die Herrschaft des Ordens antraten.