Full text: Landeskunde des deutschen Reiches

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Saarbrücken läuft. Die Hardt besteht aus einer Kette von Berg- 
kegeln, Kuppen und Rücken, die in ihren gefälligen Formen zu 
eiuem herrlichen Schmucke der blühenden Landschaft werden. Uu- 
zählige Thäler zerlegen den Bergzug iu einzelne Glieder. Buchen 
und Eicheu wechseln an den Gehängen derselben mit Fichten und 
Tannen. Eiue Reihe vou kleineren Städten fügt sich in die aus- 
mündenden Thäler ein. Fast alle Gipfel sind mit Burgen oder 
Schlössern oder bereu Trümmern gekrönt. Hier stand auf dem 
Trifels eiue Burg, iu der die Reichskleinodien deutscher Kaiser 
aufbewahrt wurden. Hier steigen auf deu „Hochbergen" Trümmer- 
Haufen des Drachenfelseus ans, zu dem einst der kühne Siegfried 
stieg, nm mit selbstgeschmiedetem Schwerte das Untier zn erlegen 
und in dem Blute desselben seine Haut zu härten. Am Ostfuße 
der Hardt, in der Vorderpfalz, werden an den niederen Höhen 
die Reben sorgsam gepflegt. Hoch und reichbelaubt entwachsen sie 
in dem südlichen Teile dem „schweren" Boden, bilden geschlossene 
Laubengänge und schließen noch Gemüsebeete und Grasplätze zwi- 
schen sich ein. Niedriger und zarter werden sie in dem nördlichen 
Teile der Vorderpfalz von Neustadt au auf trocknerem Boden 
gezogen, geben aber einen um so edleren Wein, der besonders in 
Deidesheim, Forst, Dürkheim und Ungstein gekeltert wird. 
Dort, wo sich die Weinberge zum Rheinthale nach Osten hin ver- 
flachen, breiten sich reiche Frnchtgesilde aus, iu denen der Tabak 
blüht, der Spargel schießt und der Mais zn Manneshöhe wächst. 
An breiten Straßen stehen hier stattliche Gehöfte, bei denen der 
Weinstock am helllenchtenden Giebel und das breite Einfahrtsthor 
den Wohlstand der Bauern bekunden. Kein Wunder, wenn sich 
bei solchen Naturgaben inmitten freundlicher Berge und fruchtbarer 
Weingelände im Stamme der Pfälzer eiu lebensfroher, anf werk- 
thätige Tüchtigkeit gerichteter, freier Sinn ausprägt. Anders ist 
die Landschaft am Westabhange der Hardt gestaltet. Hier fällt 
die grünbewaldete Gebirgskette allmählich ab und geht in eine 
hügelreiche Hochfläche über, die als Hinterpfalz oder „Westrich" 
bezeichnet wird. In dieser bedeckt der Wald noch größere Flächen. 
Ausgedehnte Wiesen- und Feldmarken begünstigen eine starke Rin- 
der- und Pferdezucht. An die Hügel lehnen sich kleinere Dörser 
an, iu denen dürftige Gehöfte mit zerfallenen Thoren und Dächern 
an unreinlichen Straßen stehen. Denn der Baner der Hinterpfalz 
hängt noch allzusehr am alten Betriebe der Landwirtschaft und ist
	        
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