Das Königreich Preußen. 417 
in diesen Gegenden das politische Leben der Nation (Rense, Aachen). Selbst die 
traurigen Zeiten des Faustrechts, des Dreißigjährigen Krieges, der französischen 
Raub- und Revolutionskriege konnten die Bedeutung und den Wohlstand der Rhein- 
lande nicht tilgen; dieselben haben sich indes erst zu einer wahren Blüte entwickeln 
können, seitdem sie zur preußischen Rheinprovinz vereinigt worden sind. Im Jahre 
1867 ist der Provinz noch das Hessen-Homburgische Oberamt Meisenheim hinzugefügt 
worden (Bezirk Koblenz). — Hohenzollern, wo zu Anfang der Regierung Kaiser 
Heinrichs IV. zuerst Grafen von Zollern auftraten, war seit 1576 in die Linien 
Hechingen und Sigmaringen geteilt; denselben wurde 1623, bez. 1638 die Reichs- 
fürstenwürde verliehen. Vergrößerungen traten 1803 (Reichsdeputationshauptschluß) 
und 1806 (Rheinbundsakle) ein; 1849 gingen beide Fürstentümer durch Staats- 
vertrag an Preußen über. 
Die Rheinprovinz ist bis auf ihren nördlichen Teil gebirgig, und zwar 
gehören ihre Erhebungen zu dem rheinisch-westfälischen Gebirgssystem. Das 
Gebiet des Niederrheins besteht aus Tiefland, von welchem sich eine Seiten- 
bucht den Strom aufwärts bis in die Nähe von Bonn erstreckt. Hohenzollern 
ist auch ein Gebirgsland. 
Auf dem linken Ufer des Rheinstromes' breitet sich zwischen Rhein, Nahe, Saar 
und Mosel der Huusrück aus, eine Hochebene, welche aus Grauwacke- und Schiefer¬ 
massen besteht und nach den Thälern zu ziemlich steil abfällt. Auf der Hochebene 
streichen mehrere Bergkämme, welche- in der Richtung von Südwesten nach Nord- 
osten hin die Namen Hochwald (mit dem Erbeskopf, 814 m), Jdarwald (mit dem 
Jdarkopf, 714 m) und Soonwald führen. Ganz im Südwesten dieses Gebirgslandes 
liegt ein Steinkohlengebirge mit reichhaltigen Flözen (Saarbecken). Nordwärts von 
dem Hnnsrück breitet sich zwischen den Flüssen Mosel, Our, Ahr und Rhein das 
rauhe, unfruchtbare Hochland der Eifel aus, welches in die Hobe Eifel (mit der 
Hohen Acht, 760 ml, die Vordereifel und die Schneeeifel (Schneifel, im Nordwesten) 
zerfällt. Das Gebirge besteht vorherrschend aus devonischen Schichten, die aber viel- 
fach, besonders in der Hohen Eisel, von vulkanischen Gesteinen (Basalt, Phonolith, 
Trachyt und Lavamassen) durchbrochen werden. Hier ist das Gebirge reich an schön 
gebildeten Bulkauen, Kraterseen (Maare genannt) und Mineralquellen. Zwischen 
Mosel, Elz und Nette senkt sich die Hochebene zu dem fruchtbaren und milden Mai- 
felde. Durch den Zitterwald (mit dem Weißenstein, 686 m hoch) ist die Eifel gegen 
Nordwesten hin mit dem Hohen Venn verbunden. Das letztere reicht nordwärts bis 
in die Gegend von Montjoie und Eupen, geht westwärts nach Belgien hinüber und 
besteht aus einer unwegsamen, rauhen, an tiefen Torflagern reichen Hochebene (bis 
672 m hoch), deren vorherrschendes Gestein versteinerungsloser kristallinischer Schiefer 
(„Ardennenschiefer") ist. — Von dem östlichen Flügel des rheinisch-westfälischen Systems 
erstreckt sich zunächst der nördliche Teil des Westerwedes in die Provinz hinein 
(vgl. die Provinz Hessen-Nassau). Hier befindet sich im Osten ein Stück des Wester- 
Waldes (bis zu dem Siegzufluffe Nister) und im Westen das durch seine schönen 
vulkanischen Berge ausgezeichnete Siebeugebirge mit der Löwenburg (440), dem Öl- 
berge (460) und dem Drachenfels (325 m). Nördlich von der Sieg folgt das Sauer- 
land, ein Bergland, welches nach der breiten Rheinebene abfällt und zu dessen nörd- 
lichsten Teilen der Haarstrang und das Ruhrkohlengebirge gehören. Das letztere reicht 
anch in die Rheinprovinz hinein. — Im Bezirke Sigmaringen befinden sich Teile der 
Rauhen Alp (durchschnittlich 555 m hoch), welcher unter andern Bergen auch der 
Hohenzollern (7öl m) vorgelagert ist, und des Schwarzwaldes (mit Triasgestein). 
Hinsichtlich der Bewässerung gehört die Provinz in einem schmalen 
nordwestlichen Streifen zum Gebiete der Maas, weit überwiegeud jedoch zu 
demjenigen des Rheins. — Durch den südlichen Teil des Bezirks Sigmaringen 
fließt die Donan (noch nicht schiffbar). 
Der Rhein bildet von der Nahemündnng bei Bingen an zunächst bis Hoch- 
heim bei Koblenz die Grenze zwischen den Provinzen Heffen-Nafsan und Rheinland, 
durchströmt dann die Bezirke Koblenz, Köln und Düsseldorf in nordwestlicher Rich- 
tnng und verläßt die Provinz und zugleich Deutschland wenig unterhalb Emmerich. 
Das Deutsche Reich. 07
	        
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