552 Zweites Kapitel.
Verwaltung ist an Preußen abgetreten. Für die Justiz besteht ein Landgericht
(nebst Schwurgericht und Kammer für Handelssachen).
Die Stadt Bremen, an beiden Ufern der Weser, Eisenbahnknotenpunkt, 125760
Einwohner (1890). Sie zerfällt in die Altstadt, die Neustadt und die Vorstädte. Die
Altstadt liegt auf dem rechten Ufer, hat meist enge, gekrümmte Straßen und viele
altertümliche Gebäude. Die größten Sehenswürdigkeiten derselben finden sich am
Markt, am Domhof und der Domheide. Am Markte liegt das gotische Rathaus
(von 1405—1409) mit dem berühmten Ratskeller (vortreffliche Rheinweine der „Rose"
und „zwölf Apostel"), die Börse und die Rolandssäule, zwischen Domhof und Dom-
beide der Dom (erbaut vom 11.—16. Jahrhundert), an der Domheide das Künstler-
haus und vor demselben das Erzdenkmal Gustav Adolfs; am Domhof das Museum
und das Stadthaus. Die Festungswerke, welche früher die Altstadt umgaben, sind zu
prächtigen Promenaden umgewandelt worden; ans denselben sind das Theater und die
Kunsthalle. Zwischen Altstadt und Neustadt liegt der „Werder", eine mit Speichern
bedeckte Landzunge. Drei Brücken führen zur Neustadt (auf dem linken Ufer), die
geradlinige Straßen und unansehnliche Häuser hat (Kleinhandel). Die die Altstadi
in weitem Kreise umgebenden Borstädte haben breite Straßen und freundliche Häuser
mit Vorgärten. Auf dem linken Ufer liegen die drei großen Hafenbassins. Die
Stadt zeigt allenthalben ein höchst reinliches Aussehen. Von den Kirchen sind noch
die Liebfrauen- (1013—26), die Stephani- (1139—1179), die Ansgarii- (1229), die
Johannis- uud die Martini- (aus dem 13. Jahrhundert) die neue Rembertikirche zu
erwähnen; an altertümlichen Gebäuden noch die Stadtwage, das Kornhaus uud
das Gewerbehaus und an Denkmälern das des enthaupteten Bürgermeisters Vasmer
(gest. 1430), das St. Ansgar-, das Olbers-, das Seume- und das Körnerdenkmal.
An Schulen finden sich unter andern ein Gymnasium, eine Handelsschule, zwei
Realschulen, ein Schnllehrerseminar, eine Navigationsschule, sowie mehrere höhere
Privatschulen; ferner sind eine Sternwarte, ein großes Krankenhaus, ein Armenhaus
und viele Wohlthätigkeitsanstalten vorhanden. Die Stadtbibliothck hat über 70000
Bände. — Vegesack, Stadt und Hasen, 18 km abwärts von Bremen, unterhalb
der Mündung der Lesum, 3817 Einwohner (viele ausgediente Seeleute und Ange-
hörige von Seeleuten). Schiffbau, Segelmacherei und Seilerei; früher Winterhafen
für Bremen. Die Stadt liegt malerisch auf deu Abhängen des schroff zum rechten
Weserufer abfallenden Geestrückens. — Bremerhaven, Stadt und wichtiger Hasen-
platz am rechten Ufer der (hier 1400 in breiten) für die größten Seeschiffe fahrbaren
Weser, 17249 Einwohner (1890). Die Stadt grenzt unmittelbar an den preußischen
Hafenort Geesteniünde. Drei große Hafenbassins, Leuchtturm, zwei große Trocken-
docks, Auswandererhaus, Schiffbau und Segelmacherei. Ansgangspnnkt der großen
Postdampferlinien nach New Aork, Baltimore und New Orleans, via Havanna,
Dampf- und Scgelschissverbindungen nach europäischen und überseeischen Hafen-
Plätzen. Festungswerke bei Brinkamahos und Langlütjensand. 30 km nordwestlich
aus Hoheweg (Triebsand), vor der Wesermündung, der Weserleuchtturm. Auf
dem Platze vou Bremerhaven wurde schon 1408 eine Feste erbaut, bald zerstört,
von den Schweden (1673) wieder erneuert und dann abermals zerstört. Der Grund
zur Stadt wurde dann 1827 gelegt und das Gebiet durch Vertrag mit Preußen
1869 vergrößert.
c) Hamburg.
Tas Gebiet der Freien Stadt Hamburg liegt an der unteren Elbe von
53» 25' bis 53° 54' nördl. Br. und 8° 33' bis 10» 25' östl. L. v. Gr.;
es wird gebildet aus zwei größeren Teilen und mehreren Exklaven.
Der größte der beiden Hauptteile liegt am rechten Elbnfer, von Hannover und
Holstein umschlossen, und umfaßt die Stadt, mehrere Elbinseln und die Landherr-
schast Bergedorf; der kleinere befindet sich links von der Elbmünduug, im Norden
von dieser und im Süden von Hannover begrenzt, und besteht aus der Landherr-
schaft Ritzebüttel und der Insel Neuwerk; hinzugerechnet wird auch eine von Han-
nover umschlossene Exklave. Oberhalb des größeren Teiles liegt aus dem rechten