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16. Jahrh. verschwand die Bezeichnung Neu - Celle. Beim
Übergang in die neue Zeit verfielen die Wälle und wurden
in Spazierwege und Straßen verwandelt. Auffallend sind
in Celle die vielen französischen Namen. Im Jahre 1686
nämlich ließen sich hier um ihres Glaubens willen aus
Frankreich vertriebene Reformierten nieder und erbauten sich
in der Westeellervorstadt eine eigene Kirche. Noch lange
wurde dort der Gottesdienst in französischer Sprache ge-
halten.
Einer der ältesten Orte des Kreises ist Wienhausen.
Er verdankte seine Enstehung dem dortigen Kloster. Ur-
sprünglich befand sich dasselbe in Nienhagen an der Fuse.
Da aber diese Gegend viele Schlangen beherbergte, so flehte
die edle Stifterin (Schwiegertochter Heinrichs des Löwen)
Gott an, er möge ihr einen besseren Ort zeigen. Einst, so
erzählt die Legende, sah sie im Traum die mit Dornen und
Bäumen bewachsene Gegend von Wienhausen. Als sie sich
am Morgen auf den Weg begab, siehe, da war dieser trotz
des Sommers mit frischem Schnee gezeichnet und der neue
Klosterplatz durch Schnee abgegrenzt. An dieser Stelle ward
das Kloster erbaut. (Siehe S. 10 u. 33.) Das heutige
Kloster, ein Damenstist, ist nicht mehr das alte. Die Ge-
bände sind weitläufig gebaut; sehenswert sind die Glas-
Malereien, Teppiche und Decken. — Das 10 km nordöstlich
von Celle gelegene große Fabrikdorf Lachendorf an der
Lachbe hat eine bedeutende Papiermühle, die schon über 300
Jahre in Betrieb ist. Die erste Station vor Celle ist Eschede,
ein ansehnliches Dorf, das seinen Namen von der Aschau
führt. Dieses Flüßchen kommt aus dem 6000 ha großen
Süß. „Unter dem Lüß" liegt die kleine Bahnstation
Unterlüß, bei der reiche Lager von Infusorienerde oder,
richtiger gesagt, Kieselguhr, entdeckt sind. Die Kieselguhr ist
eine kreideähnliche Masse, die aus den kiefeligen Panzern der
Jufusonen, kleiner mikroskopischer Tiere, entstanden sind. In
einem Kubikzoll Kieselguhr sind 40000 Millionen solcher
Panzer enthalten. Das Unterlüsser Lager ist 10—121/«, m
mächtig. Die Kieselguhr wird gebrannt, geschlämmt und
getrocknet. Hunderte von Arbeitern sind dabei beschäftigt,
zahlreiche Wagenladungen werden weithin, selbst ins Ausland