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2. Sonnenschein 
klar und rein, 
kehr auch in das Herz mir ein! 
Wenn ich habe heitern Sinn, 
gilt und froh und freundlich bin, 
dann ist's in dem Herzen mein 
wunderbarer Sonnenschein. 5^ari (jt1s^n< 
1. Im Garten und auf dem Felde. 
157. Der Kirschbaum. ' 
1. In einem Garten stand ein Kirschbaum. Der Kirschbaum war 
ein Baum wie andre Bäume auch. Aber für die beiden Kinder seines 
Besitzers, ein Schwesterchen und ein Brüderchen, hatte er doch etwas 
Besondres. So oft sie ihn ansahen, so oft mutzten sie sich auch über ihn 
freuen. „Guck!" rief so an einem Wintermorgen das Brüderchen seinem 
Schwesterchen zu, „guck, wie schön unser Kirschbaum ist! Es ist ja Schnee, 
was auf seinen Asten liegt; aber sieht's nicht aus wie lauter Zucker?" 
„O ja!" rief das Schwesterchen, „der auch ... nein! Ich weitz noch etwas 
Besseres. Der Baum hat einen Pelz angezogen, damit ihn nicht friert 
— so einen!" Und das Schwesterchen deutete auf die Pelzmütze von 
weitzem Kaninchenfell, welche das Brüderchen zu Weihnachten bekommen 
hatte, und welche es bis an die Ohren über den Kopf zog, wenn es ein¬ 
mal in der Kälte ausgehen mlltzte. „Aber die' armen Spatzen," meinte 
das Brüderchen, „die sind doch schlimm daran. Sie können sich gar nicht 
mehr auf den Kirschbaum setzen, weil er ganz mit Schnee bedeckt ist." 
Aber das Schwesterchen meinte: „Das macht nichts; dann kommen sie 
in das Haus, und wir können ihnen das Futter auf die Diele streuen 
und brauchen gar nicht in den Schnee zu gehen." „Ja, das ist wahr," 
sagte das Brüderchen. Und sie sahen jeden Tag nach dem Kirschbaum, 
ob der Schliee noch auf seinen Asten liege und die Vögel noch auf die 
Diele kommen mützten. In einer Nacht aber wehte der Wind den Schnee 
von den Asten herab, und der Baum stand wieder kahl, die nackten Zweige 
ausgestreckt wie Arme. Da freuten Brüderchen und Schwesterchen sich 
abermals; denn sie streuten jetzt ihre Brotkrumen wieder unter den Baum, 
und die Vögel kamen und pickten sie auf. Und wenn dann der mitzgünstige 
Spitz um die Ecke des Hauses fuhr und zornig bellend auf die Näscher 
einsprang, so flogen diese schleunigst auf den Kirschbaum und warteten 
dort, bis es dem Störenfried gefiel, sich wieder zu entfernen. Die Kin¬ 
der aber klatschten dann vergnügt in die Hände und riefen: „O der Kirsch¬ 
baum, was das für ein Kirschbaum ist! Jetzt hat er gar den Schnee ab¬ 
geschüttelt, um die dummen, kleinen Spatzen vor dem Spitz zu schützen."
	        
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