Marburg: Die Dayaks auf Borneo.
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Die VayaKs auf Lorneo.
E. Marburg.
Nach zweitägigem Aufenthalt in Bandjermasin *) traten wir unsere
so heiß ersehnte Tour ins Innere an, um in den heiligen Urwald einzn-
dringen. Wir hatten eine hübsche, zwanzig Fuß lange Prau gemietet,
die mit breiten Bänken, gutem Steuer und einer gemütlichen, kleinen
Kajüte ausgestattet war. Unsere Besatzung, welche das aus einem Baum-
stamm gehöhlte Fahrzeug rudern sollte, bestand außer dem Führer, einem
intelligenten Malaien, aus zehn Männern, lauter friedliebenden Dayaks.
Dem Doktor und mir hatte sich noch der Sohn eines höheren Beamten
aus Bandjermasin angeschlossen, den sein weißer Diener begleitete. Wir
versahen uns noch reichlich mit kleiner Münze, verschiedenen Geschenken
und srischen Lebensmitteln und lichteten dann, wenn man so sagen darf,
die Anker.
Wir fuhren den mächtigen Barito hinauf. Zuerst sind seine Ufer
flach und sumpfig, aber nach zweistündiger Fahrt sahen wir sie schon
wellig und mit Bäumen bestanden; bald befanden wir uns in dem dich-
testen stillen Urwald. Hin und wieder schlug eiu größerer Fisch [n die Höhe,
Wasservögel zeigten sich am Ufer, und einsam schwebte ein mächtiger
Raubvogel gerade über uns. Von Raubtieren, die etwa zum Trinken
ans Wasser gekommen wären, sahen wir, ebenso wie von Schlangen, keine
Spur; nur eine Herde Affen bildete über einen kleinen Nebenfluß eine
langgestreckte Kette.
Gegen Abend erreichten wir Marabahan, eine lebhafte Handelsstadt,
bei welcher der Nagara in den Barito mündet. In der Umgebung
dieser Stadt befanden sich Kohlenminen, wie denn überhaupt Borneo über
unerschöpfliche Kohlenlager verfügt. Die Nacht blieben wir hier und
kampierten schlecht und recht in dem Hause eines angesehenen Chinesen.
Gegen Morgen setzten wir unsere Reise fort', um so bald als möglich
in das Gebiet der unabhängigen Dayaks zu kommen.
Die zweite Stadt, die wir antrafen, war Marganari. Sie ist äußerst
umfangreich und bevölkert; der ganze Distrikt soll sogar 300000 Ein-
wohner zählen. Früher stand hier die Waffensabrikation in voller Blüte,
besonders wurden vortreffliche Schwerter angefertigt; seitdem aber die
Holländer dieselbe verboten haben, ist auch der Handel der Stadt bedeutend
zurückgegangen.
1) Bandjermasin liegt an der Südküste Borneos, an der Mündung des
Baritostromes.