Marburg: Die Dayaks auf Borneo. 
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25. 
Die VayaKs auf Lorneo. 
E. Marburg. 
Nach zweitägigem Aufenthalt in Bandjermasin *) traten wir unsere 
so heiß ersehnte Tour ins Innere an, um in den heiligen Urwald einzn- 
dringen. Wir hatten eine hübsche, zwanzig Fuß lange Prau gemietet, 
die mit breiten Bänken, gutem Steuer und einer gemütlichen, kleinen 
Kajüte ausgestattet war. Unsere Besatzung, welche das aus einem Baum- 
stamm gehöhlte Fahrzeug rudern sollte, bestand außer dem Führer, einem 
intelligenten Malaien, aus zehn Männern, lauter friedliebenden Dayaks. 
Dem Doktor und mir hatte sich noch der Sohn eines höheren Beamten 
aus Bandjermasin angeschlossen, den sein weißer Diener begleitete. Wir 
versahen uns noch reichlich mit kleiner Münze, verschiedenen Geschenken 
und srischen Lebensmitteln und lichteten dann, wenn man so sagen darf, 
die Anker. 
Wir fuhren den mächtigen Barito hinauf. Zuerst sind seine Ufer 
flach und sumpfig, aber nach zweistündiger Fahrt sahen wir sie schon 
wellig und mit Bäumen bestanden; bald befanden wir uns in dem dich- 
testen stillen Urwald. Hin und wieder schlug eiu größerer Fisch [n die Höhe, 
Wasservögel zeigten sich am Ufer, und einsam schwebte ein mächtiger 
Raubvogel gerade über uns. Von Raubtieren, die etwa zum Trinken 
ans Wasser gekommen wären, sahen wir, ebenso wie von Schlangen, keine 
Spur; nur eine Herde Affen bildete über einen kleinen Nebenfluß eine 
langgestreckte Kette. 
Gegen Abend erreichten wir Marabahan, eine lebhafte Handelsstadt, 
bei welcher der Nagara in den Barito mündet. In der Umgebung 
dieser Stadt befanden sich Kohlenminen, wie denn überhaupt Borneo über 
unerschöpfliche Kohlenlager verfügt. Die Nacht blieben wir hier und 
kampierten schlecht und recht in dem Hause eines angesehenen Chinesen. 
Gegen Morgen setzten wir unsere Reise fort', um so bald als möglich 
in das Gebiet der unabhängigen Dayaks zu kommen. 
Die zweite Stadt, die wir antrafen, war Marganari. Sie ist äußerst 
umfangreich und bevölkert; der ganze Distrikt soll sogar 300000 Ein- 
wohner zählen. Früher stand hier die Waffensabrikation in voller Blüte, 
besonders wurden vortreffliche Schwerter angefertigt; seitdem aber die 
Holländer dieselbe verboten haben, ist auch der Handel der Stadt bedeutend 
zurückgegangen. 
1) Bandjermasin liegt an der Südküste Borneos, an der Mündung des 
Baritostromes.
	        
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