Marburg: Die Dayaks auf Borneo.
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den Pfählen gerissen, und siegestrunken warfen die Dayaks die von den
toten Körpern abgeschnittenen Stucke Fleisch auf ein Kohlenfeuer, um sie
nach kurzer Zeit zu verschlingen. Oft können sie selbst das Rösten nicht
einmal abwarten und verzehren, so unglaublich es auch scheinen mag,
die Leichen roh. Auf solche Weise sollten jeden Tag zwei bis drei Ge-
sangene gemartert werden, da dies Fest uns zu Ehren zehn bis zwölf
Tage dauern sollte. Wir hatten jedoch genug von dem einen Tage,
und trotz aller Bitten und Einwendungen des Panglima beschlossen wir,
schon morgen in aller Frühe auszubrechen.
Am Nachmittag wohnten wir noch der Beerdigung des trotz Glauber-
salzes verstorbenen Dayaks bei. Ein langer Zug bewegte sich an uns
vorüber, voran gingen mehrere Lians, dann folgten drei Bliangs, Trauer-
gesange heulend, nach ihnen kam die Leiche, unbekleidet, von vier Sklaven
auf Stangen getragen, zum Schlnß gingen wieder drei Bliangs. Die
Richtung desselben war zu unserer Verwunderung nach dem Ur-
walde zu; an einer besonders dichten Stelle in demselben wurde endlich
Halt gemacht. Die Liaus zeichneten einen Kreis in den Rasen, mitten
hinein wurde die Leiche gesetzt. Nach mannigfachen Gesängen, Beschwö-
ruugsformelu und rasenden Tänzen der Priester und Priesterinnen,
während wir uns zurückziehen mußten, nahmen die Träger, recht kräftige
Männer, die Leiche und erkletterten mit ihr einen besonders hohen Baum.
Auf dem höchsten Gipfel wurde der Tote mitten in dem frischen Gezweig
befestigt uud so den schon in der Luft kreiseuden Raubvögeln preisge-
geben. Nach einigen Tagen wird dann das Gerippe heruntergenommen
und unter Ceremonien der Erde übergeben.
Am folgenden Morgen um sechs Uhr früh erhoben wir uns, wenig
gestärkt, teilten noch einige Geschenke aus uud verabschiedeten uns dann
feierlichst von dem alten Panglima und den Stammesältesten. Sie sahen
auch recht freundlich aus, und besonders war uns die Frau des Häupt-
liugs gewogen. Auf ihren Wunsch bekamen wtr einen Führer mit, der
uns den kürzesten Weg zum Nagara zeigen sollte.
Bald empfing uus wieder der frische Urwald, und wir atmeten
ordentlich auf, daß wir uns jetzt nicht mehr in der Nähe jener Menschen
befanden, deren sämtliche Sitten widerwärtig und gransam sind.