Full text: Erläuterungen zu F. Hirts Bilderschatz zur Länder- und Völkerkunde

I. Bodenbesehaffenheit. 
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die bedeutendste Erhebung der Vorder-Rhön angedeutet — die Milseburg. 
Düster und schweigend steigt sie empor. Nächstdem ist die bedeutendste 
Höhe der Ochsenberg, von dem aus diese unfreundliche Landschaft aufge¬ 
nommen worden ist. 
Durch den sogenannten Landrücken hängt die Rhön mit 
9. der Wetterau zusammen. Diese Landschaft hat von der Wetter, 
dem r. Nebenfluss der Nidda, ihren Namen. Bild 21b lässt diese Gregend als 
eine überaus freundliche erkennen. Im H. heben sich die flachgewölbten 
Kuppen des Yogelsgebirges und die bewaldeten Höhen des Taunus vom 
Horizonte ab. Im Y. aber dehnt sich eine überaus fruchtbare Ebene, 
die "Wetterau, aus. Sie wird von alters her als „ein Garten Deutschlands" 
gepriesen. Man erkennt deutlich die sorgfältig bebauten Äcker. Links 
im Y. richtet ein Landmann den Acker für die Saat her; rechts da¬ 
gegen steht der hochgeladene Erntewagen, um die Fülle von Korn in den 
Scheunen zu bergen. Alleen von Obstbäumen trennen das freundliche 
Städtchen von den zugehörigen fruchtbaren Feldern. Aus den sauberen 
Wohnhäusern des Städtchens ragt in der Mitte ein ehemaliges Schloss, 
jetzt eine Kaserne, hervor. Alles macht den Eindruck der Wohlhaben¬ 
heit. Kein Wunder, dass in alter Zeit ein Fürst dem anderen dieses 
Fleckchen Erde hat streitig machen wollen.*) Die ausgedehnten Trümmer 
des Schlosses Münzenberg mit seinen zwei Türmen sind die traurigen 
Spuren und stummen Zeugen aus der Zeit des 30jährigen Krieges. 
Dem Laufe des Main folgend, gelangen wir ins Rheinthal. Zwei 
Bilder sollen uns die eigentümliche, sehr verschiedene Gestaltung des 
Rheinlaufes auf der Strecke von Bingen bis Bonn veranschaulichen. 
10. Bild 12f versetzt uns ungefähr in die Mitte jenes langen, engen 
Thaies, welches der Rhein von Bingen bis Koblenz zu durchströmen be¬ 
ginnt.**) Es zeigt, den Stromlauf bei St. Goar. Hier ist die sogenannte 
St. Goarbank, eine Felsen- und Klippengruppe, von jeher ein Schrecken 
der Schiffer und Hindernis für die Schiffahrt. In rauschender und 
lärmender Strömung, „das Gewirre" genannt, toben die Wogen, Wirbel 
bildend, übet dieselben hinweg.***) Nur „unter grösster Kraftentwickelung 
windet er sich schlangenartig durch das enge Stromthal". 
Rechts im Y. treten gewaltige, plattenförmig geschichtete Felsmassen 
(Thonschiefer) in den Strom vor. Sie haben selten Gesträuch, noch 
seltener Wald. Das Wasser tritt dicht an den Fuss der Felswände 
*) Die Wetterau gehörte früher fünf Herrschern. Aber selbst diese Viel- 
herrschaft hat der Wohlhabenheit der reichen, lachenden Gegend nicht geschadet. 
**) Bingen ist das Felsenthor, wo der Strom aus dem breiten rheinischen 
Oberlande in diese düstere Enge hineingeführt wird. Hier starren hohe Felsgebilde 
aus ernstem, grauem Schiefergestein hoch empor. Aber nicht bloss schmal und ein¬ 
geengt ist das Strombett, auch die Tiefe ist voll gefährlicher Felsblöcke und Klippen. 
So z. B. die Felsenriffe des Binger Lochs, die unheilvollen Wirbel der Loreley. 
***) In neuerer Zeit sind die gefahrvollen Stellen des Mittelrheins durch ener¬ 
gische Massregeln der preussischen Regierung zum grossen Teil beseitigt und da¬ 
durch die beiden grossen Hälften des Rheins, ober- und unterhalb Bingen, weit 
inniger verbunden als vordem. Eutzen p. 296.
	        
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