Full text: Erläuterungen zu F. Hirts Bilderschatz zur Länder- und Völkerkunde

72 5. Danemark, Schweden und Norwegen. 
eine Fischerhütte, „wie ein an der Felswand hängendes Vogelnest" und 
neben ihr das hochgezogene Boot.*) Das regellose Felsenchaos bietet 
mit seinen „enggähnenden Spalten" der Landschaftsmalerei fortgesetzt 
reichen Stoff und vielen Touristen ein Reiseziel. 
Yor diesen Fjorden Skandinaviens liegen in buntester Mannigfaltig¬ 
keit Tausende von grösseren und kleineren Granit-Eilanden der ganzen 
Westküste entlang. Sie werden mit einem Namen Skjären, d. h. Felsen¬ 
klippen, genannt. Eine grössere Gruppe dieser Skjären sind die Lofot- 
Inseln im nördlichen Teile von Norwegen. Auf ihnen lernen wir ein 
gutes Stück 
II. Volkswirtschaft 
dieses Landes kennen. 
1. Bild 73 c lässt deutlich den grossartigen Fischereibetrieb auf 
diesen weit ins Meer hinausragenden Inseln erkennen. Yon letzteren 
sind drei auf unserem Bilde zu sehen. Sie werden durch tiefeinschnei¬ 
dende Meeresarme (Fjorde) voneinander getrennt. Die Gewässer sind von 
immerwährenden Strömungen bewegt und gegenwärtig mit einer grossen 
Anzahl von Segelschiffen und Booten bedeckt. Es ist Mitte Januar. 
Yon allen Eichtungen fahren Schiffe — etwa 5 bis 6000 mit über 20000 
Fischern — in die Fjorde der Lofot-Inseln ein. Denn jetzt ist die Zeit 
des Fangens gekommen. Ganze „Fischberge", Millionen an der Zahl, 
dringen von "Westen her in die Meeresarme ein. Tag und Nacht werden 
in grossen Fischnetzen und an Angelschnüren Tausende und aber Tausende 
von Kabeljauen und Dorschen gefangen und ans Land gebracht. Was nun 
geschieht, zeigt der V. unseres Bildes: auf Brettern, die über Tonnen ge¬ 
legt sind, werden die Fische zerlegt, ausgeweidet und zum Teil gesalzen. 
Der grössere Teil des Fanges wird ungesalzen auf Stangen-Gerüsten zum 
Trocknen ausgehängt. Die gesalzenen Fische werden auf den Klippen 
getrocknet (Klippfisch). Der Alte r. im Y. bereitet unterdessen die Netze 
zu neuem Fange vor. 
Nach beendeter Fangzeit (Februar, März) segeln die Fischer wieder 
heimwärts, lassen aber die Fische selbst zum Trocknen auf den Inseln 
zurück. Nur Rogen und Fischleber werden mitgenommen. Aus letzterer 
wird zu Hause der Leberthran ausgeschmolzen. Dieser wird mit dem 
Fischrogen nach Bergen (im Mai) auf den Markt gebracht. Erst im Juni 
kehren die Fischer wieder zu den Lofot-Inseln zurück und holen die in¬ 
zwischen getrockneten Fische. Auch diese werden nach Bergen gebracht 
und auf dem Juli-Augustmarkt verkauft.**) Mit April ist die Fischerei 
*) Über die Bedeutung der Fjorde sagt Mügge: „An den Fjorden liegen die 
Handelsstädte des Landes, an ihnen grünt und blüht es in zahllosen lieblichen 
Thälern; hier wohnt ein kräftiger Menschenstamm. Hier ist das eigentliche Vater¬ 
land der alten Wikinger und Kämpen. Von hier zogen sie in ihren langgeschnäbelten 
Schiffen unter grausamen Seekönigen nach Schottland, England, Deutschland, Frank¬ 
reich, Italien und kehrten zurück mit Beute und Sklaven beladen, die nicht selten 
unter dem Opfermesser am Altare der Götter endeten." 
**) Man will an 16 Millionen Fische gezählt haben, die bis April' in den 
Lofot-Inseln sollen gefangen worden sein.
	        
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