Full text: Erläuterungen zu F. Hirts Bilderschatz zur Länder- und Völkerkunde

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7. Frankreich. 
Dame. Sie ist ein gotischer Bau aus dem 12. und 13. Jahrhundert. An 
den Seiten erheben sich 2 Türme. Das Innere wird von einem "Wald 
von Pfeilern getragen. Der Fussboden ist mit weissen und schwarzen 
Marmorplatten belegt. In der Sakristei wird der Krönungsschmuck Karls 
des Grossen und Napoleons I. verwahrt. An diese Kirche knüpft sich 
manche traurige Erinnerung aus der Schreckenszeit. (Auf dem aus 
weissem Marmor hergestellten Hauptaltar sass die Göttin der Vernunft. 
Zwölf Jahre später wurde an derselben Stelle Napoleon I. vom Papste 
gesalbt.) Auffallend ist die grosse Zahl von Brücken, welche die Seine 
überspannt. Ausser dem Pont Neuf*) merken wir noch die Brücke von 
Austerlitz und die von Jena. Erstere bezeichnet ganz im "Westen (H.) den 
Eintritt, letztere den Austritt der Seine aus der Stadt. Diese Jenabrücke 
ist die erste Brücke im V. und befindet sich da, wo der Strom nach 
S."W. biegt (Blücher—Talleyrand). "Wir betrachten 
2. was unser Bild in der Mitte von vorn nach hinten (von AV. 
nach 0.) der Seine entlang darstellt. Ganz im V. erhebt sich 
a) der Triumphbogen de l'Etoile. Er ist 1806 von Napoleon 
zu Ehren der Siege seiner Armeeen gegründet worden und hat drei 
Durchfahrten, wovon die mittlere 30 m hoch ist. Er ist mit den 
Standbildern und Namen berühmter Männer und Schlachten seiner Zeit ge¬ 
schmückt. Diesen Triumphbogen sollte die dem Brandenburger Thore 
entführte Siegesgöttin zieren. 1871 zogen durch ihn deutsche Sieger 
in Paris ein. Der grosse, breite Strassenzng dahinter führt durch 
b) die Elysäisehen Felder (Champs Elysées). Sie sind auf dem 
Bilde sofort hinter dem Strassenkreuz sichtbar. Sie sind (wie der Prater 
in Wien und der Tiergarten in Berlin) ein regelmässig angelegter Lust¬ 
wald. In den Schattengängen ist reichlich für die Belustigung der 
Jugend durch Schaubuden, Yolkstheater, Gaukler gesorgt. Ein Sitzplatz 
kostet an belebten Tagen 3—4 Sous. An Sonn- und Festtagen herrscht 
hier ein buntes Leben. Vornehme und geringe Leute findet man in 
dichtem Gedränge. Für gewöhnlich ist die schnurgerade, breite Allee, 
die mitten durchgeht (Avenue de Neuilly), der Lieblingsspaziergang der 
Pariser. Rechts vom Hauptweg steht der Industriepalast, eines der grössten 
Gebäude des Festlandes (250 m lang und 200 m breit) und zur Aus¬ 
stellung französischer und ausländischer Industrie bestimmt. Weiter nach 
0. folgt unmittelbar hinter den Elysäischen Feldern 
c) der Eintrachtsplatz (Place de la Concorde). Er ist einer der 
schönsten und beliebtesten freien Plätze. Aus seiner Mitte ragt ein 
23 m hoher Obelisk empor, der aus einem einzigen Granitblock gearbeitet 
ist. Die sonderbaren Schriftzeichen verraten seine Herkunft.**) Dieser 
Platz hat in der Geschichte eine traurige Berühmtheit erlangt. Auf ihm 
spielte sich „ein grosses und blutiges Stück französischer Geschichte" 
ab. Hier wurde z. B. 1793 die erste Guillotine aufgestellt, hier wurden 
*) Neuf brücke. 
**) Mit Hieroglyphen bedeckt, schmückte er früher den Eingang zum grossen 
Tempel von Theben in Ober-Ägypten.
	        
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