Full text: Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland (Bd. 3)

304 Baden-Baden und Karlsruhe. 
kirche, an deren Platz früher wahrscheinlich ein Mercurtempel stand, und 
des Marktplatzes mit seiner Umgebung der Mittelpunkt dieser römischen 
Anlagen gewesen sein. 
Modernes Leben in Baden. Mit dem Vordrängen der Alemannen am 
Ende des 3. und Anfang des 4. Jahrhunderts sank diese Herrlichkeit in 
Trümmer und die Anlage wurde ein Raub der Verwüstung. Doch sprn- 
bellen bie warmen Quellen weiter, nnd der Reiz und das milde Klima der Land- 
schaft lockte zn neuen Ansiedelungen auf der alteu Stätte au. So finden 
wir deuu auch, daß Clodwig, der Fraukenkönig, nachdem er die Alemannen 
496 in einer großen Schlacht am Mittelrhein geschlagen und sie zurück¬ 
gedrängt hatte, Baden nun den Franken zntheilte nnd die Oos als Grenze 
zwischen den Franken und Alemannen festsetzte. So kommt es, daß die 
Oos noch heute die Sprachgrenze bildet zwischen den südlicher wohnen- 
den Alemannen und den von Baden aus nordwärts sich ausbreitenden 
Franken, zwischen welchen beiden Sprachen sich allerdings von der Oos bis 
Bruchsal jetzt eine schwäbische Schicht eingeschoben hat. Um das Jahr 
1100 kam Baden an die Herzöge von Zähringen, und Hermann II. nannte 
sich zuerst Markgraf vou Baden 1122. Er ist es, der wol zuerst das 
Schloß zu Badeu bewohnte; dauernd aber wurde es erst vom Markgraf 
Bernhard V. im 14. Jahrhundert zum Wohnsitz bestimmt. 
Um dieses Schloß erstand dann die Altstadt, von Dienstleuten, Hand- 
werkern, Kaufleuten bevölkert, wie sie mit einer solchen fürstlichen Hof- 
Haltung in Verbindung standen. Es unterlag keinem Zweifel, daß die Mark- 
grasen Manches für die Hebung der Stadt thateu; es erhob sich die Stifts- 
kirche, die in ihren hauptsächlichsten Bestandtheilen die Baustile vou fünf 
verschiedenen Zeitaltern abspiegelt und die vermnthlich zuerst aus und auf 
den Trümmern eines Heidentempels errichtet wurde. Im Jahre 1510 er- 
hielt Baden die Stadtrechte, die 1622 neu bestätigt wurden. Auch die 
Bäder bestaudeu als „Badestuben" fort und waren besucht; ihre Inhaber 
hatten sie von den Markgrafen zu Lehen. Eude des 15. Jahrhunderts 
wird unter anderen die Herberge zum „Baldrian" genannt, der eine eigene 
Quelle zugewiesen war, und zugleich grenzte der Markgraf die Benutzung 
des Wassers durch die Stadt scharf ab. Beim Beginn des 16. Jahr- 
hnuderts scheint der Besuch der Bäder vou auswärts schon erheblich ge- 
wesen zu sein, und es wurden vier Kurtage festgesetzt. Verschiedeue Schrift- 
steller aus jener Zeit, wie Sebastian Münster, rühmen die Badener Quellen 
schon in ihren Werken. 
Um die Mitte des 17. Jahrhunderts standen den fremden Gästen etwa 
390 Badekasten zur Verfügung, so daß man die Zahl der Besucher etwa 
auf 500 bis 700 schätzen darf. 
Man badete damals nicht blos täglich, sondern verwendete zugleich 
mehrere Stunden auf das Bad. Die Kur begauu mit einem Halbstunden- 
bad und steigerte sich bis zu 5 — 8 Stunden; dann nahm die Zeit wieder 
bis zum Eude der Kur ab; das eiue wurde das Aufbaden, das andere das 
Abbaden genannt. An eigentliches Vergnügen oder überhaupt komfortable
	        
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