Full text: Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland (Bd. 3)

392 Die Pfalz. 
etwas schauen von den Schönheiten des Lauterthales, wird nie an Busen- 
bergs wilden Steinmassen vorbeisausen, um bei Kalteubach im Heiter- 
Weidenthal die Schwesterbahn zu begrüßen. Diese kommt von Auuweiler, 
geht an Rinnthal und Willgardswieseu vorbei, windet sich dann durch die 
engen, oft schluchteuartigeu Thäler, kreuzt sie, bohrt sich durch eutgegen- 
stehende Berge und kämpft sich endlich bei Kaltenbach aus die Höhe der 
Wasserscheide hinauf, die dort mit dem Westrande des eigentlichen Höhen- 
zuges der Hardt zusammentrifft. 
Wenn wir von unserem hohen Standpunkte, dem Donnersberge, nuu 
auch diesen zweiten Theil der Pfalz im Gesammtbilde überblicken, wie wir 
es mit der Ebene gethan haben, so sehen wir, daß dort über Göllheim, 
das vor uns liegt, nach Börstadt, Neuhemsbach, Alsenborn, Eselsfürth und 
Kaiserslautern sich eine tiefe Einbuchtung zieht, die als Westgrenze des 
Hauptstockes der Hardt im Norden sich anzeigt. Die Einbuchtung zieht sich 
dann nach Westen über Landstuhl, Homburg, Neuhäusel und St. Ingbert; 
aber sie ist nun nicht mehr des eigentlichen Hardtstockes Grenze, sondern 
sie scheidet die westlichen Vogesenzweige der Pfalz, das Westrich, wieder in 
zwei Theile. Von Kaiserslautern südlich bildet des Hauptzuges der Hardt 
Grenze die Wasserscheide, eine ziemlich gerade, nach Süden ziehende Linie, 
deren Hauptpunkte das Forsthaus Johanniskreuz, der Blaskülter, der uns 
bekannte Punkt Kaltenbach und im Süden der an der Grenze gegen das 
Reichsland liegende Erlenkopf sind. Zwischen diesem Erlenkopfe und Weißen- 
bürg, bei dem wir in die Pfalz eintraten, tritt der Hauptstock der Hardt 
in einer Breite von etwa zehn Stunden in die Pfalz ein. In nichts unter- 
scheidet er sich von dem Gebirgstheile des Elsaß, an das er hier angrenzt. 
Es ist der alte Wasgenwald, hier wie dort, es ist der Theil des Wasgaues, 
der durch das Waltharilied so berühmt geworden: 
„In einem schattig finstern Walde ritt er ein. 
Das war des Waidmanns Freude, der alte Wasichenwald, 
Wo zu der Hunde Bellen das Jagdhorn lustig schallt. 
Dort ragen dicht beisammen zwei Berge in die Luft, 
Es spaltet sich dazwischen anmnthig eine Schlnst, 
Umwölbt von zackigen Felsen, umschlungen von Geäst 
Und grünem Strauch und Grase, ein rechtes Räubernest." 
So beschreibt das Lied Walthari's Ruheplatz, wo er Hildegunde barg. 
Dort siehst du sie, die beiden Felskolosse, aus dem Grün eines elsässischen 
Waldthales ragen. Dort nach Weißenburg zu liegt die alte Reichsfeste 
Wegeluburg, auch eine Ruine, die wir deu Franzosen verdanken. 
Es sei hier bemerkt, daß in dem Gebrauche des Namens Hardt als 
des pfälzischen Hauptgebirges feilte Uebereiustimmuug herrscht. Die Einen 
nennen Hardt den ganzen Gebirgsast der Vogeseu, der sich in der Pfalz 
verzweigt, die Anderen nennen den Hauptzug, dessen Grenzen wir gezeichnet 
haben, Hardt; wieder andere Geographen — und diese dürften wol Recht 
haben — nennen das Gebirge von der Queich nordwärts mit diesem Nameu. 
Aus solcher Verschiedenheit ist nur Eins unverkennbar sicher: das ganze
	        
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