Full text: Geschichte für die Mittelstufe (Nr. 25)

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B. Brandenburgisch-preußische Geschichte. 
Aber sie hatten sich arg verrechnet. Als König Wilhelm zu den Waffen rief da 
erhob sich ganz Deutschland. Bon allen Seiten rückten die Truppen dem Rheine 
zu. Überall ertönte das Lied: 
„Es braust ein Ruf wie Donnerhall, 
wie Schwertgeklirr und Wogenprall: 
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein! 
Wer will des Stromes Hüter sein? — 
Lieb' Vaterland, magst ruhig sein; 
fest steht und treu die Wacht am Rhein!" 
Am Todestage seiner Mutter erneuerte Wilhelm I. den Orden des Eisernen 
Kreuzes, daß er auch in diesem Kampfe gegen Frankreich die Tapferen schmücke 
wie einst im Freiheitskriege. 
In kaum 14 Tagen standen 600 000 deutsche Krieger an der Grenze. Drei 
Armeen wurdeu aufgestellt; die erste führte General von Steinmetz durch 
die Rheinprovinz, die zweite Prinz Friedrich Karl durch die Pfalz und die 
dritte der Kronprinz Friedrich Wilhelm von Baden her in Elsaß hinein. 
Bei der III. Armee waren die süddeutschen Truppen. König Wilhelm selbst 
führte trotz seines Alters von 73 Jahren den Oberbefehl. 
c) Die ersten glorreichen Siege. In den ersten Tagen des August 1870 
begann der Kampf. Die ersten Schlachten schlug der Kronprinz bei Weißen¬ 
burg und Wörth und besiegte die Franzosen. Am Tage der Schlacht bei Wörth 
erstürmten die Truppen der I. und II. Armee die Spicherer Höhen. Zahl¬ 
reiche französische Gefangene wurden schon nach diesen ersten Siegen nach 
Deutschland befördert, darunter schwarze Turkos und Zuaven, die aus französi¬ 
schen Landern in Nordafrika stammten. Aber auch viele Verwundete brachten 
die Eisenbahnzüge zurück, die in den schnell eingerichteten Lazaretten liebevolle 
Pflege fanden. 
d) Die Kämpfe bei Metz. Das Hauptheer der Franzosen stand bei der 
Festung Metz. Es wurde in drei blutigen Schlachten geschlagen, zuletzt bei 
Gravelotte, und in die Festung zurückgeworfen. Nunmehr belagerten die 
Deutschen Metz. 
e) Sedan. Ein anderes sranzösisd)es Heer wollte den Belagerten zur Hilfe 
kommen und rückte von Norden her heran. Bei ihm befand sich Napoleon. 
Doch die Deutschen merkten die Absicht früh genug, und Moltke durchkreuzte 
den Plan des Feindes. Zwei deutsche Heere faßten die Franzosen bei der kleinen 
Festung Sedan. Am 1. September 1870 wurden die Feinde völlig umzingelt 
und besiegt. An dem folgenden Tage, dem 2. September, ergab sich das ganze 
französische Heer mit dem Kaiser Napoleon an der Spitze, der als Gefangener 
auf Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel gebracht wurde. Da herrschte Jubel im 
Lager der Soldaten und in ganz Deutschland. 
f) Fortsetzung des Krieges. Die Deutschen hatten gehofft, nach der 
Gefangennahme Napoleons sei der Krieg zu Ende. Das war aber eine Täu¬ 
schung. Die Franzosen setzten ihren gefangenen Kaiser ab, erklärten das Land
	        
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