154 Das Lahnthal.
ein eigenes Bergwerksrevier. Hier blüht der Bergbau auf Kupfer und Eisen
und das damit verbundene Hüttenwesen schon Jahrhunderte lang. Der Kupfer-
bergbau hat in den letzten Jahrzehnten bedeuteud abgenommen, während der
Bau auf Eisen sich erweitert hat; aber das Kupfer dieser Gegeud ist von
besonderer Güte und weithin gesucht. Im Jahre 1854 lieferten 20 Gruben
11,677 Centner Kupfer im Werthe von 72,657 sl.
Die eigentliche Lahngegend von Gießen und Wetzlar abwärts bis Balduin-
stein unterhalb Diez hat einen Reichthum vou Eisenstein, wie wol keine Land-
schast unseres Welttheils, und ist dadurch von hervorragender Bedeutung in der
deutschen Eisenindustrie. Unerschöpfliche Massen von Brauneisenstein und Braun-
stein oder Manganerz lagern auf dem devonischen Kalk und ebensolche Massen
von Rotheisenstein zwischen Schalstein und devonischem Schiefer, und dieser
Eisenstein ist zum großen Theil von solcher Güte, daß er nur dem besten Eisen-
stein Schwedens nachsteht. Der Bau auf diese mineralischen Schätze hat erst
in den letzten Jahrzehnten einen besonderen Aufschwung genommen. Von
1828—1860 stieg in dem Herzogthum Nassau — und dabei ist besonders an
dieses Lahnrevier zu denken — die Zahl der Eisensteinbergwerke von 189 aus
2000, also um mehr als das Zehnfache, die Zahl der Arbeiter von 1000 auf 2470
(im Jahre 1857 gab es 4756 Arbeiter). Die Förderung betrug 1828: 759,000
Etr. im Werthe von 90,400 st.; 1857 dagegen 6,013,600 Etr. im Werthe von
1,368,500 fl. Und seitdem nahm der Betrieb noch beständig zu, bis iu den
letzten Jahren die Eisenindustrie einen beklagenswerten Stoß erlitt. Im Jahre
1865 betrug das Quantum der Eisensteinförderung in dem kleinen Nassau ein
Drittel der gesammten Förderung des Preußischen Staates. Hätten mir im Lande,
so sagt der Sachverständige, die Steinkohle, so würde nirgends in Europa die
Eisenindustrie großartiger sein als bei uns. Denn die Braunkohle, die der uahe
Westerwald in Masse bietet, ist zum Verhütteu unbrauchbar, und die Holzkohle
ist zu theuer. Darum haben wir hier verhältnißmäßig wenig Eisenhütten, und
bei weitem der größte Theil der Eisensteine geht zur Verhüttung auswärts, au
den Niederrhein und Westfalen, in das Gebiet der Ruhr- und Saarkohlen. Seit
1862, wo die Lahneisenbahn in Betrieb gesetzt ward, nahm daher die Förderung
und die Ausführung in außerordentlichem Maße zu. In dem Bergrevier Weil-
bürg z. B. betrug die Förderung an Bergwerksprodukteu im Jahre 1862:
2,305,277 Eh:., dagegen 1872: 7,930,280 Etr.; sie stieg also um mehr als
das Dreifache, und dasselbe Verhältnis? findet sich auch in den Revieren Wetzlar
und Diez. Im Jahre 1872 wurden in diesen drei Revieren zusammen an Eisen-
erzen gefördert: 17,893,340 Ctr., und die Sachverständigen versichern, daß
später, wenn die Krisis der Industrie vorüber sein, dieses Quantum nicht blos
erreicht, sondern noch überstiegen werden wird. Sie verlangen daher eine aus-
reichendem Schiffbarmachnng der Lahn, da die Eisenbahn bei der jetzt sehr
ungenügenden Lahnschisfahrt den Transport nicht werde bewältigen können.
In demselben Bezirke nahm ungefähr zu gleicher Zeit mit dem Eisenstein-
bergbau auch der Manganbergbau eiueu ungewöhnlichen Aufschwung. Bis ins
dritte Jahrzehnt unseres Jahrhunderts wurden nur ganz geringe Quantitäten
in einigen Grnbsn im Amte Weilburg gegrabeu und meistens im Hausirhandel
verkauft. Man gebrauchte den Stein in Töpfereien zur Glasurbereitung und
bei der Glasfabrikation zur Zerstörung der grünen Farbe des Glases. Seit er