Full text: Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland (Bd. 6)

116 Das Münsterland und Paderborn. 
und Fremde mußten bei ihrer Niederlassung an den Schulzen des Hofes das 
sogenannte Wortgeld entrichten. Die Hofbesitzer mußten dem Reichsoberhaupte 
oder seinem Sendgrafen auf der Inspektionsreise Königsdienste leisten. Als im 
12. Jahrhundert die Lehen anfingen erblich zu werden, entstanden eine Menge 
Landesherrschaften mit geschlossenen Territorien, aus denen sich bald der höhere 
deutsche Adel und die Fürstenhäuser, aus ihren Dienstleuten und Schützlingen 
aber der niedere Adel entwickelte. Die meisten früheren freien Hofbesitzer begaben 
sich dann, weil die Heeresfolge sie der Bebauung oder Bewirtschaftung ihrer Güter 
entzog, in den Schutz eines Grafen oder Bischofs, und so entstand die Klasse der 
Hörigen d.h. solcher Leute, die sich in allem durch ihre Herren schützen und ver- 
treten ließen. So geschah es auch im Münsterlande. Die Bischöfe in Münster 
spielten gar bald auch eine große politische Rolle. So stand Burchard v. Holte 
(1118) treu zu Kaiser Heinrich IV., obwohl Papst Paschalis II. diesen von 
neuem in den Bann that und seinen Sohn Heinrich V. als Gegenkaiser auf¬ 
stellte. Als danach Heinrich IV. entsagte, huldigte Burchard Heinrich V., und 
als der erstere gegen seinen Sohn ein Heer sammelte, mußte der Bischof von 
Münster fliehen und geriet in die Gefangenschast der Kölner.- Heinrich IV. 
ließ ihn aber bald wieder los und er stand nachmals .bei Heinrich V. in hohem 
Ansehen. Bald daraus brachte Heinrichs V. Jnvestiturstreit die Stadt Münster in 
große Bedrängnis; sie ward in ihres Bischofs Abwesenheit von Herzog Lothar 
von Sachsen hart belagert. Infolgedessen ward Münster nachmals stark um- 
mauert und befestigt. Ein Graben, dessen Spuren heute noch sichtbar sind, umzog 
die Mauer, und vier verschließbare Thore wurden angebracht, von denen sich das 
Georgsthor bis 1818 erhielt. Auch der nachfolgende Bischof Dieterich II. hatte 
unter dem Jnvestitnrstreite Heinrichs V. zu leiden; er ward, weil er zum Papste 
hielt, von seinen eignen Dienstleuten verjagt und fand endlich Schutz bei Herzog 
Lothar von Sachsen. Dieser nahm Münster nach schwerer Belagerung, wobei 
ein großer Teil der Stadt und Domkirche in Rauch aufging, und führte die 
kaiserliche Besatzung gesangen weg (1121). Endlich ward der langjährige 
Zwist beigelegt und das schwer mitgenommene Bistum Münster erholte sich 
wieder. Unter Bischof Egbert (1132) wurden die zerstörten Kirchen und das 
Kloster in Überwasser wieder hergestellt. 
Sein Nachfolger Wernher nannte sich noch „Bischof von Mimigardevord", 
obwohl auf seinem Siegel schon zu lesen ist: Episcopus Monasteriensis. Doch 
war der Name „Münster" schon nach Hermann I. in den Volksmund über- 
gegangen. Dann regierte Friedrich II. bis 1168, welcher Friedrich Barbarossa 
nach Italien begleitete und aus der Beute des zerstörten Mailand die Leichname 
der heiligen Märtyrer Viktorinus und Florianns empfing. Deshalb ging er 
mit dem Plane um, einen neuen, größern Dom zu erbauen, aber der Tod 
verhinderte ihn an der Ausführung. Der Bischof Ludwig I. stellte die von 
Lothar von Sachsen zerstörte Burgmauer wieder her, welche nunmehr die Be- 
festigung des Domhofs blieb. In der Nähe des Burggrabens und auf dem 
Grunde des Brockhofs, sowie auf dem Godeveldeshofe (Jüdefeldeshof) scheinen 
sich denn die ältesten Teile der Stadt entwickelt zu haben. An den alten Kamp- 
vordeshof erinnert noch jetzt die Bauerschaft Kampersbeck. So bildeten sich auch, 
im Gegensatze zur Dom-Jmmunität, die eigentliche Stadt, drei Pfarren aus 
dem Lande: die von Ludwig I. errichtete Lamberti-, die Überwasser- und die
	        
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