fullscreen: Altdeutsches Lesebuch

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II. Aus der Klosterarbeit. 
Gingen sie beide, bis den Bord sie des Schiffes 
100 Überstiegen. Am Steven saß nun 
Aller Söhne bester. Da ward das breite Wasser, 
Die Ströme, gestillet, und zum Gestade sie kamen, 
Die Meeressegler, zusammen ans Land hin 
Trotz der Wut des Wassers; mit Worten sie dankten 
105 Und priesen mit Werken den waltenden Herrn 
Und fielen ihm zu Füßen, vieles sprechend, 
Manch weise Worte, daß sie wüßten von nun an, 
Daß er selber sei der Sohn des Herrn, 
Der wahre, in der Welt hier und Gewalt besäße 
110 Übers ganze Erdreich, daß er überall könnte 
Die Menschen erhalten, wie im Meer er bewiesen 
Beim Wüten der Wogen. 
Jesu Gefangennahme. 
. . , . . Die Genossen Christi 
Erwachten nach den Worten und gewahrten die Leute, 
Wie auf den Berg sie gelangten mit Lärm und Gedränge, 
Gewaffnet voll Feindschaft. Es führte sie Judas, 
5 Der zornig gesinnte; nach zogen die Juden, 
Das Volk der Feinde. Und Feuer trug man, 
Lohende Glut, in Leuchtgesäßen 
Und brennende Fackeln, als von der Burg zu dem Berg sie 
Stiegen zum Streite. Die Stätte kannte Judas, 
10 Wohin er die Leute geleiten sollte. 
Und er hatte ihnen gewiesen auf dem Wege ein Zeichen, 
Dem Volke zuvor, daß nicht gefangen werde 
Von den Knechten ein andrer: „Zuerst geh ich zu ihm hin 
Und küsse ihn und sage: Das ist Christus selber! 
15 Den sollt ihr fangen mit Volkes Kraft, 
Auf dem Berge ihn binden und die Burg ihn hinan 
Leiten unter die Leute; denn sein Leben hat er 
Verwirkt mit seinen Worten." Die Gewaffneten gingen, 
Bis sie zu Christus gekommen waren, 
20 Die feindlichen Juden, wo mit den Jüngern er stand, 
Der ruhmvolle Herr, harrend des Schicksals, 
Der glänzenden Zeiten. Da ging ihm der ungetreue 
Judas entgegen, und zum Gotteskinde 
Neigt' er das Haupt, und seinen Herrn begrüßend 
25 Küßt' er den Herrlichen und hielt sein Versprechen 
Und wies ihn den Männern, wie's mit Worten er verheißen. 
Geduldig litt dies der Leute Herrscher, 
Der Waltende dieser Erde, und sprach mit Worten zu diesem, 
Ihn freimütig fragend: „Warum führst du dies Volk an 
30 Und leitest diese Leute? An die leidigen Mannen 
Mit deinem Kusse verkaufst du mich also, 
Verrätst mich an diese Scharen? Drauf schickt' er sich an, 
Auch die andern Leute anzureden,
	        
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