Sänger des Harzes. 275
Klausthal u. s. w. professionsmäßig betrieben wurde, die dann ringsum in den
größeren Städten öffentlich auf den Märkten ihre Ware feilzuhalten Pflegten,
mit Strafen bedroht; aber dennoch wird vielfach noch heimlich die Leimrute
gelegt und mancher der genannten Waldsänger seinem freien, fröhlichen Berufe
entzogen, um im engen Bauer und in der dumpfigen Stube sein Leben zu der-
trauern. Wenn nun auch dieser Unfug nicht mehr die frühere Ausdehnung hat,
da der Absatz beschränkt sein muß, so gibt es doch noch andre Feinde genug,
die die Obrigkeit nicht so leicht abstrafen kann. Über den Wipfeln der Bäume
schweben Falke und Habicht, bereit, die harmlosen Sänger im raschen Nieder-
schießen zu ergreifen und abzuwürgen, welche aus dem schützenden Verstecke der
Zweige sich etwas weiter hervorgewagt haben.
Mcirkiplatz zu Eisleben.
Auf die Jungen im Neste geht raubgierig der Häher aus, welcher sich oben-
drein noch vielfach eines obrigkeitlichen Schutzes erfreut; und, nicht zufrieden mit
der vegetabilischen Nahrung, die der Wald ihm an Nüssen, Bucheckern u. dergl.
gewährt, durchwandert auch das Eichhörnchen die schwanken Zweige, um an Eiern
und hilflosen Jungen der Singvögel sich Leckerbissen zu erjagen. Kommt dann
der Herbst, wo in dichten Scharen Amseln und Drosseln durch die Wälder des
Harzes dahinziehen, so lauert der Jäger ihnen mit seinen „Dohnen" auf, in
denen sie zu vielen Hunderten einem kargen Genüsse von Ebereschenbeeren zum
Opfer fallen; denn leider hat der „Vogelschutz" noch immer nicht diese ver-
werbliche Jagd abzustellen vermocht, die übrigens durch die begehrende Kehle
der städtischen Feinschmecker nur zu sehr unterstützt wird.
Während der Handel mit den Waldsängern neuerdings mehr und mehr
aushören mußte, hat doch der Vogelhandel vom Harz her immerfort zugenommen;
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