Full text: Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland (Bd. 6)

76 Die Wesergegenden von der Porta bis zum Tieslande. 
Bildhauers Ernst v. Bändel aus Ansbach gewesen, der seine gewaltige 
Schöpfung nur um ein Jahr überlebte, gleichsam als ob er damit hätte be- 
künden wollen, daß er jetzt genug gethau für die Unsterblichkeit. 
Die Idee zu seinem großartigen Werke faßte der junge Künstler nach den 
Befreiungskriegen; 1829 entwarf er eine Skizze und 1834 stellte er eine 4 Fuß 
hohe Arminfigur in der Kunstausstellung zu Berlin aus. Danach modellierte 
er 1836 in Hannover eine 7 Fuß hohe Statue und bereiste 1837 den Teutoburger 
Wald, um eine passende Stätte zu suchen, wo er sein Kunstwerk aufstellen könnte. 
Hierzu erschien ihm die Grotenburg, die Spitze des Teutbergs, von der mau 
rings das weite Blachfeld überschaut, die geeignetste. In der nahegelegenen 
Stadt Detmold bildete sich ein Hülfsverein, und Fürst Leopold von Lippe- 
Detmold erteilte seine Erlaubnis unter der Bedingung, daß das Denkmal Deutsch- 
lands würdig werde. Auch in anderen Städten gründeten sich Unterstützungs- 
vereine, wie in München, Berlin und Hannover, und so konnte unser Künstler 
1837 nach Detmold übersiedeln. Die Hoffnung, seine Statue auf einen hervor- 
ragenden Felsen stellen zu können, täuschte ihn; er bedurfte dazu eines gewal- 
tigen Unterbaues. Unter den größten Schwierigkeiten und Geldverlegenheiten 
nahm Bändel das Werk selbst in Angriff. Im Frühjahr 1841 bat er König 
Friedrich Wilhelm IV. von Preußen um Beisteuer; sie ward ihm zu teil. Die 
fürstlich Lippesche Regierung baute einen breiten Fahrweg nach der Kuppe, und 
im Herbst 1841 ward das Fest der Grundsteinlegung unter großer Beteiligung 
gefeiert. Der tempelartige Unterbau ward im Juni 1846 fertig; er hatte 
37 768 Thaler gekostet. Hieraus arbeitete Bändel in Hannover an der eigent- 
lichen Bildsäule; aber die seit 1848 eingetretene Reaktion wirkte lähmend auf 
den Weiterbau. Ja, man riß von Detmold aus seine Werkstätten auf der Groten- 
bürg ein und verkaufte feinen Kupfervorrat; teilweise ward er auch gestohlen. 
Hierüber verstimmt, kehrte Bändel nicht mehr nach Detmold zurück. In Hannover 
förderte der „Verein für Vollendung des Hermanndenkmals" sein Werk, so daß 
er mit seinen Hauptarbeiten 1860 fertig ward. Nun standen Kopf, Füße bis 
zum Knie, der rechte Arm mit dem erhobenen Schwerte, die linke Hand und der 10 m 
lange Schild, das Eisenstangengerüst zum Tragen n. a. und harrten der Vollendung: 
„Schon steht das Piedestal, doch wer die Statue bezahl', 
Weiß nur Gott im Himmel!" 
konnte Viktor v. Scheffel launig singen. Doch Dank dem Kunstsinn und der 
Opferwilligkeit des deutschen Volkes, blieb das geniale Werk des Künstlers nicht 
unvollendet liegen. Dem Meister war es vergönnt, seinen Ehrentag zu erleben. 
Die Gesamtkosten der ganzen Riesenschöpfung belaufen sich auf etwa 270 066 
Mark. Sehr finnig gewählt sind die Inschriften aus dem Schilde: „Treufest" 
und aus dem Schwerte: 
„Deutsche Einigkeit meine Stärke, 
Meine Stärke Deutschlands Macht." 
Detmold und die Senne. Nachdem wir uns der herrlichen Rundsicht 
von der Galerie des Denkmals (407 m. Meereshöhe) erfreut und die kolossalen 
Dimensionen der Riesenstatue bewundert, steigen wir die Grotenburg herunter 
nach dem anmutig gelegenen Detmold. Unterwegs verweilen wir an den 
Resten altgermanischer Befestigungen, den sogenannten Hünenringen, in denen
	        
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