Full text: Bilder aus dem sächsischen Berglande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale (Bd. 7)

86 Der Kamm des Gebirges und das Hügelland der Elster und Mulde. 
und im Tieflande zeigen sich die Türme von Altenburg, Leipzig nnd Merseburg, 
der Petersberg bei Halle und bei ganz reiner Luft sogar der Brocken. 
Selbst die niedrigeren Gegenden bieten ein mit mancherlei Landschaftsreizen 
ausgestattetes Bild. Zahlreiche Ortschaften sind darin zerstreut, Kirchen ragen 
aus ihnen empor, kleine Thäler, deren Seiten mit Laubwäldchen bedeckt sind, 
schneiden in den Boden ein. Auf den Hochflächen unterbrechen wenig aus- 
gedehnte Nadelwälder zuweilen die Feldfluren, und letztere sind von Straßen 
durchzogen, deren Linien man mit dem Blicke lange folgen kann, da sie an ihren 
Bäumen leicht erkenntlich sind. — 
Die nördlichen Ausläufer des Berges gehen bis nach Rochlitz, desfen 
doppelt getürmtes Schloß in früheren Jahrhunderten als Staatsgefängnis be- 
nutzt wurde. Die beiden Türme, in denen die Gefangenen saßen, hießen im 
Volksmunde die „Rochlitzer Jupen", und man spottete über sie, z. B. hieß es, 
wer sie „anhabe", sei vor Frost und Wölfen sicher. 
Bei Rochlitz endet der romantische Teil des Muldeuthales, deswegen aber 
noch nicht seine landschaftliche Schönheit; denn die Seiten werden zwar niedriger, 
bieten aber durch den Wechsel ihrer Abdachung noch manche anziehende Stellen, 
wie bei Kolditz und ganz besonders unterhalb der Vereinigung beider Mulden, 
welche in unmittelbarer Nähe des Dorfes Kleinsermuth erfolgt, bei dem durch 
seine Fürstenschule überall bekannten Grimma. Bei Nerchau aber verflacht sich 
das Thal vollständig, uud trägen Laufes windet sich nunmehr die Mulde in 
nördlicher Richtung durch das Tiefland der Elbe zu. 
Das Ifchopanthal und der Harrassprung. Dem Muldenthale stellt sich 
in Hinsicht auf den Reichtum an landschaftlichen Schönheiten, historischen Er- 
innerungen und vielfältiger menschlicher Thätigkeit das Zschopanthal würdig zur 
Seite. Mit ihren Nebenflüssen Sehma und Pöhl entspringt die Zfchopan an 
den Abhäugeu des Fichtelberges, und zwar entquillt sie der Nordnordwestseite. 
Ihre Quelle liegt im südöstlichsten Gebiete des Crottendorfer Waldes, aus dem 
sie schon nach kurzem Laufe in freieres Land tritt, und hier erreicht sie sofort 
Crottendorf, eins jener Riesendörfer, deren es im Erzgebirge so viele gibt 
und deren Häuser in endlos scheinender Reihe im Grunde und an den sanfteren 
Gehängen zerstreut sind. In der Nähe wird Marmor gebrochen, der sich sehr gut 
zu Werken der Kunst verwenden läßt. Darauf machte schon in den letzten Jahr- 
zehnten des 16. Jahrhunderts der Bildhauer Nosfeni den Kurfürsten Christian I. 
aufmerksam, und seitdem ist er vielfach bei vaterländischen Bauten und zu Bild- 
werken benutzt worden; ja er hat seinen Weg auch nach dem Auslande gefunden, 
z. B. nach den Niederlanden, wo beim Baue des Amsterdamer Stadthauses an 
6000 Zentner Crottendorfer Marmors verbraucht wurden. 
Bei dem Dorfe Tannenberg beginnt die einzige und noch dazu kurze Strecke, 
auf welcher die Zschopau von der nördlichen Richtung ihres Laufes abweicht, 
indem sie erst nach Osten und dann nach Nordosten fließt. Dabei verbinden 
sich die Sehma und Pöhl mit ihr, deren Lauf gleich dem ihrigen nach Norden 
gerichtet ist; in engen Windungen umfließt sie felsige Höhen und berührt eins 
der vielen kleinen sächsischen Bäder, die, von Waldeinsamkeit und Wiesengrün
	        
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