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hafte Stücke geschrieben, welche noch heute, nachdem er bereits
über 100 Jahre tot ist, oft gespielt werden. Er hat als Kritiker
wie mit einem Besen das gedankenlose Nachahmen des srauzö-
sischen Wesens hinweggefegt nicht nur vom Hamburger Theater,
sondern von allen deutscheu Theatern. Er hat für alle Zeit
dem deutschen Schauspiel die richtige Bahn gezeigt und unseren
größten Dichtern den Weg geebnet. Das wird das deutsche Volk
ihm nie vergessen. Unter allen deutschen Städten aber gehört
Hamburg zu denjenigen, wo seiner am dankbarsten gedacht wer-
den muß, und der Gänsemarkt ist, wie wir Hamburger wissen,
der geeignetste Platz, Lessing zu feiern.
26.
Das Stadtgebiet der großen Michaeliskirche.
Der Stadtteil, in welchem die Michaeliskirchen stehen, die
große, protestantische nämlich und die kleine, katholische, wird
Neustadt genannt. Damit soll gesagt sein, daß dieser Teil der
Stadt erst in der neueren Zeit entstanden ist, nachdem Hamburg
sich schon zur Lehre Luthers bekaunt hatte. Die anderen vier
Hauptkirchen stehen in der Altstadt und waren ursprünglich
katholische Kirchen, während die große Michaeliskirche erst in der
protestantischen Zeit gegründet wurde.
Der große Marktplatz der Neustadt führt den Namen „Großer
Neumarkt". Ganz in feiner Nähe waren früher die großen Kohl-
gärten oder Kohlhöfe, wo die Bewohner der Altstadt ihr Gemüse
bauten, und uach welchen die Straße Kohlhöfen ihren Namen er-
halten hat. Bewässert wurden die Kohlhöfe durch einen Bach,
den Tejelbek oder Tielbek, welcher von einem der Tejelfelder oder
Ziegeleifelder kam, denen außer der kurzen Straße Thielbeck auch
die Straße Teilfeld für ihren Namen Dank schuldig ist.
Die große Michaeliskirche ist hinsichtlich des inneren Raumes
die größte und schönste von unseren fünf Hauptkirchen, wie sie
betreffs ihrer Gründung die jüngste ist. Sie hat den Namen
Michaeliskirche zu Ehren des Erzengels Michael erhalten. Das
erste Gotteshaus der Neustadt, eine Kapelle, wurde darum auch