fullscreen: Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern

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entschlossen, war von einem niederträchtigen Postmeister erkannt, 
verrathen und durch das Volk nach Paris zurückgebracht worden. 
Jetzt fasste der Gedanke an eine Republik Raum, Robespierre 
wurde der Mittelpunkt für die Republikaner: er wollte seine ver¬ 
rückte Idee von einem Urstaate in's Leben rufen. Die Clubs 
wurden die wichtigsten politischen Versammlungen. Da der König 
in Gefangenschaft gehalten wurde, so hatten sich endlich der Kaiser 
Franz II. und Friedrich Wilhelm II. von Preußen zu einem Kriege 
gegen das aufrührerische Volk entschlossen. Die Pariser verstärkten 
sich mit Horden aus den Provinzen, 40,000 Mann drangen mit 
Flinten und Kanonen ins Schloß, setzten dem Könige die Pike auf 
die Brust, die rothe Jacobinermütze aus den Kopf und zwangen 
ihn, ein Glas Bier auf des Volkes Gesundheit zu trinken. Das 
Heer rückte heran, das Manifest des Herzogs von Braunschweig 
bedrohte Paris mit einer exemplarischen Rache, mit gänzlicher Zer¬ 
störung. Ein Club sprach aus: „Bis Mitternacht Absetzung des 
Königs oder Sturmglocke!" Der schreckliche 10. August brach an. 
Schon von Mitternacht an wirbelten die Trommeln, um die Mas¬ 
sen in die Waffen zu bringen. Um 5 Uhr standen 20,000 Aufrüh¬ 
rer vor dem Schlosse, in welchem nur 800 treue Schweizer waren. 
Der König wollte abermals kein Blut sehen; er begab sich in den 
Schutz der Nationalversammlung; die wackeren Schweizer wurden 
bis auf wenige ermordet. Namentlich die Weiber zeichneten sich 
bei diesem Gemetzel durch Scheußlichkeiten aller Art aus, rissen sich 
mit blutigen Fleischstücken herum u. s. w. In der Versammlung 
wies man dem Könige eine enge Schreiberloge an. Daraufwurde 
er in den Tempel, einen alten Thurm, gebracht. Ein Nationalcon¬ 
vent sollte über eine neue Verfassung berathen, Danton war Iu- 
stizminister und Mitglied des Vollziehungsrathes, im Gemeinde- 
rathe aber war Robespierre Alles und der Gemeinderath wurde 
bald wieder die mächtigste Versammlung. Man setzte Verschwö¬ 
rungen voraus, stellte Haussuchungen nach Verdächtigen an und 
nach Priestern, welche dem Könige die Treue nicht hatten abschwö¬ 
ren wollen, brachte Tausende in die Gefängnisse und stellte nun 
vom 2.-7. Septbr. ein furchtbares Morden dieser Unglücklichen 
an. Die Prinzessin von Lamballe z. B. wurde erschlagen, ihr fchö-
	        
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