IV. Aus der weiten Welt.
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Beinen auf dem Boden sitzend, vor ihnen Bananenblätter als Tisehtueh.
Da sie keine Gabel besitzen, so benutzen sie an deren Stelle die
Finger, die nach dem Essen dureb Eintauehen in eine mit Wasser ge-
fullte Kokossehale gereinigt werden.
Aends versammeln sien die Männer, um private und politisehe
Gespräche zu führen. Gern unterhalten sie sieh dabei von der Ver-
gangenheit und ihren Vorvätern. Wenn sie aueh in der Schule der
Mssionare sehon seit langen Jahren lesen und sehreiben gelernt haben,
ao besitzen sie doeh keine sehriftlichen geschiehtlichen Aufzeiehnungen.
Pern zuruekliegende wiehtige Ereignisse werden dureh mundliehes Er-
zuhlen immer wieder aufgefrisent und so den folgenden Geschlechtern
erhalten. Es gibt eine besondere Klasse von Männern, mit gutem Ge·
daehtnis begabt, die sieh eigens damit befassen, die gesehiehtliehen
Vorkommnisse auf den Samoainseln in ihrem Geduehtnisse festzuhalten.
Solehe Munner, die u. a. die ganzen Stammtafeln der beruhmteren Ge⸗
sehlechter im Kopfe haben, genieben grobes Ansehen.
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Zieht der Samoaner in den Krieg, so bewafsnet er sieh mit einem
langen Messer und einer sehweren Hol-keule; ein phantastischer Kopl-
put, soll den kriegerischen Eindruck erhöhen. Nun mub man nieht
glauben, daß diese Ausrüstung ihm ein besonders kriegerisches An-
sehen gäbe, oder gar, dab er zu Grausamkeiten geneigt wäre. Vor
der Einmischung der Weiben in ihre Angelegenheiten waren ihre Kriegs-
ge untereinander mehr Spielereien, und selten gab es Tote. Selbst
in den beiden letzten Jahrzebnten des vergangenen Jahrhunderts, wo
der Haß der Parteien noeh besonders duren die Weißen gesehürt
wVurde, konnte bei den versehiedenen Kumpfen untereinander wieder-
bolt dis Abneigung der Samoaner gegen Grausamkeiten beobaehtet
werden. — Es war im Jahre 1888. Tamasese, der sieh zur evangeli-
schen Religion bekannte, war der erklürte König Samoas. Die katho-
lisehe Nission hätte gar zu gern ihren Zögling, den Häuptling Mataafa,
auf dem Throne gesehen und setæte alles daran, dieses Ziel zu erreichen.
Mataafa hatte seine Anhänger um sieh versammelt und sieh zum Kõnige
von Samoa ausrufen lassen. Eine PEntseheidungsseblacht stand bevor.
Die beiden Heere, je ungefähr 1400 Mann stark, standen sieh auf einer
Halbinsel in der Nihe von Apia kampfbereit gegenber. Da sämtliche
Samoaner mit guten Gewebren und reiehlicher Munition versehen waren,
30 sah man einem blutigen Ausgange entgegen. Doch fanden noch am
letzten Tage lebbafte Verhandlungen statt, um einen friedliehen Aus—