28 Der Kamm des Gebirges und das Hügelland der Elster und Mulde.
scheinbar spielend aller Schwierigkeiten Herr geworden ist. Zudem ist die
Elsterthalbrücke durch die steilen und mit Wald bedeckten Abhänge malerischer
als die Göltzschthalbrücke. Das merkt man besonders, wenn man unterhalb
der Brücke auf dem linken Ufer des Flusses am AbHange aufwärts nach dem
Dorfe Trieb zu wandert und dabei zuweilen den Blick nach dem kurz vorher
verlassenen Bauwerke zurückwendet. Da sieht man den dunklen Wald hinter
den hohen Bogen wie in lichten Rahmen, die sich durch die weißen Bogenlinien
des Sandsteins und das die Zwischenräume ausfüllende Rot der Ziegel von
dem grünen Hintergrunde äußerst wirkungsvoll abheben.
Äas Thal der Weißen Elster. Wir folgen jetzt dem Hauptflusse des
Vogtlandes auf seinem Laufe durch dasselbe. So kurz auch diese Wanderung ist,
so führt sie uns doch durch zahlreiche Orte, welche sich durch ihre lebhafte
Gewerbthätigkeit auszeichnen. Die Weiße Elster kann den Charakter eines
sächsischen Gebirgsfluffes ebensowenig verleugnen wie jeder andre; in und bei
den Thälern der Flüsse, von denen sie in ihrer Thätigkeit gefördert wurden,
sammelten sich von jeher die größten Menschenmassen unsres Landes.
Die Weiße Elster entspringt in dem nordwestlichen Winkel Böhmens und
betritt schon nach kurzem Laufe Sachsen, wo sie, 471 m über dem Meere, sehr bald
Bad Elster begrüßt. Es liegt dort, wo in eine kesfelähnliche Erweiterung des
Elsterthales von links zwei Seitenthäler münden, und wird durch mäßig hohe
Berge von sanften Formen gegen die rauhen Nordost- und Ostwinde geschützt.
Diese milden Bergformen, die saftigen Wiesengründe, die Gürten und Gärtchen
vor den durchs Thal zerstreuten „Logierhäusern", die an den Höhen hinauf
sich schlängelnden schattigen Promenadenwege, die überall herrschende Sauber-
keit, die Ruhe und Stille, die über dem Ganzen liegt: alles das verleiht dem
einladenden Badeort Elster den Charakter einer Idylle.
Die elf Quellen, die teils zum Trinken, teils zum Baden benutzt werden,
befinden sich sämtlich auf dem rechten Ufer der Elster und sind sogenannte
alkalisch-salinische Eisensäuerlinge, deren Wasser im Sommer eine Temperatur
zwischen 7,4 und 8°R. hat und hauptsächlich kohlen- und schwefelsaures Natron,
kohlensaures Eisenoxydul und sehr viel Kohlensäure enthält. Daher perlt es
stark und schmeckt säuerlich und wirkt kühlend. Eine Ausnahme macht nur die
Salzquelle, in welcher reichlich Glaubersalz vorhanden ist, und die daher als
„eisenhaltigerGlaubersalzsäuerling" dem Marienbader Kreuzbrunnen vergleichbar
erscheint, wogegen die andern Quellen mit den Franzensbader Quellen verwandt
sind. Durch ihre Heilkraft haben sie sich einen weit ausgebreiteten Ruf verschafft,
und durch diesen sowie durch die unausgesetzte und aufmerksame Fürsorge der
sächsischen Regierung, in deren Besitze sich das Bad befindet, hat sich Elster
zum ersten Bade Sachsens und zugleich zum Nebenbuhler des benachbarten
böhmischen Franzensbad erhoben. Zwar erfreut sich dieses eines milderen Klimas,
dafür aber macht jenes durch seinen geringern Luxus den Aufenthalt für alle,
welche nicht über unbeschränkte Mittel verfügen können, weit behaglicher.
Die heilende Wirkung der Quellen ist schon seit langen Zeiten bekannt.
Wenn auch die Angabe, daß sie schon seit dem 12. Jahrhundert gebraucht worden
seien, auf bloßer Vermutung beruht, so ist dagegen sicher, daß man sich ihrer
wenigstens 1669 zu Heilzwecken bediente. Aber es geschah sehr wenig zur