Die große Völkerschlacht bei Leipzig. 477
sondern auch die Bevölkerung, die nun endlich gewiß war, vom fremden Joche
erlöst zu sein. Für den Augenblick vergaß man das Elend, das allenthalben
herrschte und noch schlimmer kommen sollte. Denn aus dem weiten Leichenselde
in der Umgebung von Leipzig ragten die Brandstätten von mehr als zwanzig
Dörfern hervor, deren Bewohrer zum teil hilflos und hungernd ein Obdach
suchten; überall sah man auf verwüsteten, blutgetränkten Landschaften nur
Szenen des Elends und des Todes. Was die Verwundeten und Kranken, auch
der siegreichen Heere litten, davon hat Reil, ein hochverdienter Arzt, der in kurzem
selbst ein Opfer seines edlen Eifers ward, aus eigner Anschauung ein herz-
erschütterndes Gemälde entworfen.
Die verbündeten Monarchen empfangen die Siegesbotschaft.
„Die zügelloseste Phantasie", sagt er, „ist nicht im stände, sich ein Bild des
Jammers in so grellen Farben auszumalen, als ich es in der Wirklichkeit
vor mir fand. Die Kranken lagen entweder in dumpfen Spelunken, in welchen
selbst das Amphibienleben nicht Sauerstoff genug finden würde, oder in
scheibenleeren Schulen und gewölbten Kirchen, in welchen die Kälte der
Atmosphäre in dem Maße wuchs, als ihre Verderbnis abnahm. An manchen
Orten lageu sie Hochauf geschichtet wie die Heringe in ihren Tonnen,'alle noch
in den blutigen Gewändern, in welchen sie aus der Schlacht hereingetragen
worden waren. Unter 20 000 Verwundeten hatte auch nicht ein einziger ein
Hemde, Betttuch, Decke, Strohsack oder Bettstelle erhalten. Die mit zerbrochenen
Gliedern waren zum großen Teil rettungslos verloren; viele wurden gar nicht