342 Der schlesische Schlachtenfluß, die Katzbach.
eine Entscheidung für den Krieg herbeiführte, so dars man doch nicht übersehen,
daß ein unglückliches Ende derselben den König unfehlbar in die äußerste Not
gebracht hätte. Der Gewinn dieser Morgenschlacht war nicht unbedeutend, denn
die Österreicher hatten 2000 Mann Tote, an 4000 Verwundete, und 4000
Mann waren gefangen genommen worden; außerdem verloren sie 82 Kanonen
und 23 Fahnen und Standarten.
Die Preußen hatten 96 Offiziere und 3420 Mann eingebüßt, nämlich
12 Offiziere und 763 Mann waren tot, 74 Offiziere und 2415 Mann ver-
wundet, 10 Offiziere und 242 Mann gefangen und vermißt.
Friedrich, der selbst während des Kampfes ein Pferd unter dem Leibe
verloren und einen Prellschuß erhalten hatte, belohnte noch auf dem Schlacht-
felde das Verdienst. Dem Regiment Bernburg sprach er laut und öffentlich
seinen Dank aus und versprach ihm baldigste Rückgabe der bei Dresden ent-
zogenen Ehrenzeichen. Da trat der Flügelmann der Leibkompanie vor und sagte:
„Ich danke Ew. Majestät im Namen meiner Kameraden, daß Sie uns unser
Recht zukommen lassen. Ew. Majestät sind doch nun wieder unser gnädiger
König?" „Ja, Kinder", antwortete Friedrich, „und alles soll vergessen sein."
Zielen wurde zum General der Kavallerie ernannt, zwei andre Generale er-
hielten den Schwarzen Adlerorden. Nachdem noch Viktoria geschossen worden war,
brachen die Sieger noch vormittags nach Parchwitz auf; Zieten, welcher die Be-
erdigung der Gefallenen und den Transport der Verwundeten und der Beutestücke.
anzuordnen hatte, folgte am Abend des bedeutungsvollen Tages seinem Könige.
Am Säkulartage der Schlacht, am 15. August 1860, ist auf dem weithin
sichtbaren Rehberge ein Denkmal enthüllt worden: Auf drei Granitfelsen erhebt
sich eine Säule mit dem die Flügel weit ausdehnenden preußischen Adler; das
Postament trägt eine kurze Inschrift; das Ganze ist eine Nachbildung des be-
kannten Brunzlowschen Denkmals im Parke des Berliner Jnvalidenhauses. Ein
älteres, kleines Monument auf einer von drei Bäumen eingefaßten Anhöhe, im
Volksmunde das „Trommeldenkmal" genannt, enthält auf einer abgestumpften
Säule als Inschrift die Strophe aus dem Gleimschen Siegesliede nach der
Schlacht bei Lowofitz, welche mit den Worten „Auf einer Trommel saß der
Held" anfängt. Zu diesen beiden Erinnerungszeichen an den Tag von Liegnitz
ist noch ein drittes gekommen, die nach der Schadowschen Statue Friedrichs des
Großen in Stettin modellierte, aus dem Friedrichsplatze (früher Schulplatz) am
15. August 1869 enthüllte Statue des Siegers von Liegnitz.
Die Landwehrschlacht an der katztiach am 26. August 1813. Noch ein-
mal wurde in der Nähe von Liegnitz an der Katzbach eine Schlacht geliefert,
die von solcher Bedeutung ist, daß sie ein nicht zu unterschätzendes Glied einer
Schlachtenkette genannt werden muß, die entscheidend auf die Geschicke Europas
wirkte. Diese Schlacht wurde in dem denkwürdigen Jahre 1813 geschlagen.
Den verbündeten Preußen und Russen hatten sich die Österreicher gegen das
Vordringen der „großen Nation" angeschlossen. Im August hatte Blücher, der
Marschall Vorwärts, die französischen Marschälle Ney und Macdonald über die
Katzbach, den Bober und den Queis zurückgedrängt. Da eilte Napoleon mit
starker Macht nach Schlesien, um die „versoffenen Husaren" zu züchtigen.
Blücher wußte, daß er der großen Truppenmacht nicht gewachsen war und wich