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14. Der Religionsfriede zu Augsburg. 1555. Karl sah ein, daß
er den beiden Gegnern nicht gewachsen war. Er überließ es seinem Bruder
Ferdinand, den Streit zu Ende zu führen. Nach langen Verhandlungen kam
1555 der Religionsfriede zu Augsburg zustande. Durch ihn wurden
das lutherische und das katholische Bekenntnis in Deutschland gleichberechtigt.
Doch stand es nicht jedem einzelnen frei, eines dieser beiden Bekenntnisse für
sich zu wählen; die Fürsten und die Obrigkeiten der Reichsstädte
sollten die Religion für ihr Gebiet bestimmen. Wer von den Untertanen sich
ihnen nicht fügen wollte, durfte auswandern.
Eine andre Bestimmung dieses Friedens betraf die geistlichen Fürsten-
tümer. Ferdinand setzte durch, daß alle, die eben noch katholisch wann, der
katholischen Kirche vorbehalten wurden, daß also keines von ihnen
mehr evangelisch gemacht werden dürfe. Wenn ein Bischof zur neuen Lehre
übertrat, so mußte er sein Fürstentum ausgeben, und ein Katholik trat an
seine Stelle. Die Protestanten aber wollten von einer solchen Anordnung
nichts wissen, sondern erklärten, sie würden alles daran setzen, diese Länder
zu gewinnen. Darum wurde jene Bestimmung in der Folgezeit eine Quelle
beständigen Haders zwischen den Anhängern beider Bekenntnisse.
15. Luthers Tod. Karls V. Ausgang. Luther hatte den Schmalkaldischen
Krieg und die ihm folgenden Wirren nicht mehr erlebt. Er starb 1546 zu
Eisleben, wohin er trotz schweren körperlichen Leidens gereist war, um
einen Streit zwischen den Mansselder Grasen zu schlichten. In der Schloß-
kirche zu Wittenberg liegt er begraben.
Karl V. war von all den Mühen und Mißerfolgen seines Lebens vor
der Zeit alt geworden. Müde und gebrochen legte er 1556 die Regierung
nieder. In Deutschland folgte ihm sein Bruder Ferdinand; alle übrigen
Besitzungen, Spanien, die Niederlande und die Kolonien, übergab er seinem
Sohne Philipp. Dann zog er sich in die Einsamkeit des spanischen Klosters
San Auste zurück. Zwei Jahre nach seiner Abdankung starb er.
II. Die Reformation in der Schweiz.
1. Ulrich Zwingli. Auch in der Schweiz fielen Tansende von der alten
Kirche ab. Ihr Führer war Ulrich Zwingli. Er stammte aus Wild haus
und war zuletzt Pfarrer am Großen Münster zu Zürich. In den meisten
Lehren stimmte er mit Luther überein; dagegen hatten beide vom Abend-
mahl eine verschiedene Auffassung.
Um eine Spaltung zu verhindern, lud der Landgraf Philipp von
Hessen die Reformatoren zu einem Religionsgespräch nach Marburg
ein. Hier verhandelten sie mehrere Tage; aber zur Einigung kam es nicht.
Zwinglis Lehre setzte sich zunächst in Zürich durch. Auch mehrere andre
Kantone fielen ihr zu. Dagegen blieben die fünf Waldkantone Schwyz,
Uri, Unterwalden, Lnzern und Zug dem alten Glanben treu.
Schließlich brach zwischen den evangelischen und den katholischen Kantonen
der Krieg aus. Bei Kappel kam es 1531 zur Schlacht. Zwingli, der als
Feldprediger mit in den Kampf gezogen war, fiel. Die Feinde verbrannten
seine Leiche und streuten die Asche in alle Winde.
Froning-Klarmann, Geschichte für Mittelschulen. III. Teil. F. A. 9