118 Römische Geschichte.
und auf sie angewiesen ist. Es war, wie Ägypten und Mesopotamien, ur¬
sprünglich ein Meerbusen, den die vom Apennin und den Alpen hinab¬
stürzenden Flüsse mit Geröll und feinem Schutt zudeckten. Ravenna, das noch
zur Zert des Augustus Kriegshafen war, und das Venetische Adria, das dem
benachbarten Meere den Namen gegeben hat, sind Binnenorte geworden.
Zur Zeit der römischen Eroberung zum großen Teile noch Sumpfland, wurde
dre Ebene durch die Eindämmung des Po der Kultur gewonnen. Von den
.drei großen Inseln (Sizilien, Korsika und Sardinien), die wir zu
Italien rechnen, hat im Altertum nur das äußerst fruchtbare und an Boden¬
schätzen reiche Sizilien eine hervorragende Rolle gespielt.
Oberitalien ist auch in bezug auf das Klima von der eigentlichen Halb¬
insel sehr verschieden. Auf drei Seiten von hohen Gebirgen umklammert
und deshalb dem mildernden Einflüsse des Meeres fast entzogen, zeigt
es Festlandsklima, hat also kalte Winter und heiße Sommer, dazu Nieder¬
schlüge zu allen Jahreszeiten. Jenseits des Apennin geht nach und nach
außer in den hohen Berglandschasten das mitteleuropäische Klima in das
sog. subtropische über, das südlich vom 41. Breitengrade völlig aus¬
gebildet erscheint. Die Sommer beginnen eher und sind länger; der Winter
ist sehr mild, schon von der Arnomündung an sind Fröste selten nnd gehen
sehr selten unter 4». Mittelitalien hat Regen im Frühjahr und Herbst,
selbst etwas im SomMer, Süditalien 4 bis 5 Monate Sommerdürre und eine
kurze Winterregenzeit. Infolgedessen sind die Flüsse des Südens im Sommer
wasserarm, so daß der „Bachgenosse" (rivalis) zum verhaßten „Rivalen"
wurde. — Die Sümpfe atmen Fieberdünste aus, z. B. die pomptinischen in
Südlatium. Aber sie waren nicht entfernt so weit verbreitet wie heute1), weil
der ehedem viel umfangreicher betriebene Ackerbau den Boden gesünder machte.
2. Landeserzeugnisse, Bodenschätze und Tierwelt. Der fruchtbare Bo¬
den des Po-Schwemmlandes war äußerst ergiebig (Hirse, die gallische Haupt-
Brotfrucht, Weizen und Gerste); am Südsuß der Alpen wuchsen Tannen,
die man als Schiffsbauholz verwandte. Im Halbinselland lohnte sich in
den Ebenen (Vio der Halbinsel) und in den meist durch fruchtbaren Grund
ausgezeichneten Tälern und Höhen des Subapennin (bis 1000 rn Höhe) die
Arbeit des Landmannes ebenfalls (Weizen, Spelt, Gerste, ferner Bohnen,
Erbsen und Linsen). Von großer Bedeutung war die Bienenzucht, da der
den Zucker ersetzende Honig und das Wachs (Schreibtafel) für den täg¬
lichen Gebrauch unentbehrlich waren.
Die Griechen brachten den Weinbau mit, der auch auf steinigem, was¬
serarmem Boden ergiebig war. Berühmt waren die kampanischen Weine
(Falerner, Massiker, Zäkuber, meist feurig und süß); sie wurden noch von den
südkalabrischen und sizilifchen übertroffen. In den tieferen, auch im Winter
milden Gegenden gedieh der Olbanm, noch heute der wichtigste Baum Ita¬
liens, ebenfalls von den Griechen eingeführt. Im subtropischen Gebiete wuch¬
sen die immergrünen Sträucher und Bäume wie Myrte, Lorbeer, Erdbeer-
bäum und Stechpalme. Noch nicht durch Entwaldung der Humusschicht be¬
raubt, trugen die Berge Eichen- und Buchenwälder, die höher hinauf von
1) Heute ist die Campagna di Roma öde und ein Herd der Malaria.