245. Das Tiefland von Ost-Europa. 123 
brüder (euphemistisch: Victualienbrüder, weil sie Stockholm mit Zufuhr von 
Victualien versorgen sollten) der ganzen Insel, und ihre Räubereien riesen 
die Rache aller baltischen Küstenbewohner wach. Im Jahre 1398 eroberte 
der Deutsche Orden unter dem Hochmeister Konrad von Jungingen die ganze 
Insel, die jedoch schon nach 10 Jahren (1408) in den Besitz der durch die 
Ealmarische Union zur Herrschaft der drei scandinavischen Reiche gelangten 
Margaretha überging. Nach der Auflösung jener Union blieb die Insel ein 
Gegenstand des Streites zwischen Schweden und Dänemark, bis sie durch 
den vom großen Oxenftierna, in Folge der Siege Torstenson's, dictirten Frieden 
von Brömsebro (1645) in den sactischen Besitz Schwedens kam, welches sie 
nochmals gegen die Dänen (1675) und später zweimal (1720 und 1802) 
gegen die Russen vertheidigen mußte. Der Plan des Königs Gustav IV. 
Adolf, der unter die Malteserritter aufgenommen war, den Johanniter- 
Orden ins Baltische Meer zu versetzen, ihm Gotttland als Lehen mit eigener 
Souverainetät des Ordens zu übergeben und dagegen die Verpflichtung auf- 
zuerlegen, Fahrzeuge ins Mittelmeer zum Kampfe gegen die Barbaresken zn 
geleiten, kam nicht zur Ausführung, da er durch eine Verschwörung des 
Adels und des Heeres zur Abdankung genöthigt wurde (1809). 
«l. Ost-Europa. 
Rußland und Polen. 
243. Das Tiefland von Oj't-Cnropa. 
(Vom Herausgeber.) 
Während Süd-Enropa und noch mehr Mittel-Europa sich durch eiue große 
Mannichsaltigkeit in den physischen, ethnographischen und politischen Erfchei- 
nungen auszeichnet und selbst auf kleinen Räumen (z. B. in der Schweiz) 
schroffe Gegensätze in der Bodenform, dem Klima, der Religion, der Sprache, 
den Sitten und Nahrungsquellen so wie der geistigen Bildung der Bewohner 
aufzuweisen hat, besteht das Charakteristische von Ost-Europa in der ent- 
schiedensten Einförmigkeit in diesen Verhältnissen: eine einzige, vom Meere 
nirgends durchbrochene, in sich geschlossene Continentalmasse ohne bedeutende 
horizontale und verticale Gliederung, ohne irgend erhebliche Küstenentwickelung, 
nur durch niedrige Landrücken und in Binnenmeere mündende Ströme unter- 
krochen, die klimatischen Unterschiede auf die Lage nach den Breitengraden be- 
schränkt, nicht aber durch die Contraste absoluter Höhe gesteigert, eine einzige 
vorherrschende Nationalität, Sprache und Kirche, und eine politische Jndivi-
	        
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