310. Bombay. 
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hinaus. Auch kommt es bei mäßig windigem Wetter vor, daß die Passa¬ 
giere der Dampfschiffe, Herren wie Damen, den Eingebornen auf den Schultern 
sitzend, eine gute Strecke weit hinausgetragen werden, ehe sie die Boote er- 
reichen können. Während des Nordost-Monsuns, vom October bis December, 
wo selbst Orkane und Drehstürme nicht selten sind, ist die Küste völlig un- 
nahbar. Daß Madras sich trotzdem zu einer Stadt von so großer commer- 
cieller Bedeutung emporgeschwungen hat, ist nur dadurch erklärlich, daß sich 
an der ganzen Koromandelküste keine Stelle findet, die der Schisssahrt nicht 
gleich große Hindernisse bieten würde. 
Gefährlicher als die Wellen sind an dieser Küste die zahlreichen Hai- 
fische. Diese harren an Orten, wo sie Beute erwarten, in einer ganz ruhigen 
Stellung, den Körper tief nach abwärts gerichtet, nur mit einem kleinen 
Theile des Kopfes und den oberen Flossen aus dem Wasser emporragend. 
Aus dieser Lage vermögen sie dann mit überraschender Eile und aus ziem- 
licher Entfernung hervorzuschnellen. 
31V. Bombay. 
c.Vacfj Hermann von Schlagintweit-Sakünlnnski, Reisen in Indien mii> 
Hoch-Asien, bearbeitet bom Heransgeber.) 
Bombay, der Gouvernementssitz der gleichnamigen Präsidentschaft, 
ist bereits seit Jahrhunderten der wichtigste Handelsplatz auf der westlichen, 
Europa zugewendeten Seite Indiens. Die Eisenbahnverbindungen, die auch 
in Indien allmähliche Ausbreitung gefunden, werden den Verkehr in diesem 
unvergleichlich schönen Hafen noch bedeutend erhöhen. Die Stadt liegt an 
dem südlichen Ufer der Insel gleichen Namens. Der Hafen, der zwischen der 
Insel und dem Festlande liegt, hat, mit Ausnahme der seichteren Stellen 
am obern Rande, über 50 englische iü-Meilen, die den größten Handels- 
schissen zugänglich sind; auch noch ein paar Nachbarinseln tragen wesentlich 
dazu bei, den Hafen gegen die Seite des freien Meeres zu schützen; diese 
sind durch natürliche schmale Dämme verbunden, die, wie ein Wehr, bei nie- 
derem Wasser trocken liegen und zu passiren sind. Im Hintergrunde erheben 
sich die Ghat-Ketten, die in steilen, etwas unregelmäßig gestalteten Profilen 
einen schönen Schluß nach der Seite des Festlandes bilden. 
Nach einer Volkszählung am 1. Februar 1864 hat sich eine Zahl von 
816,562 Einwohnern der Insel ergeben; mehr als die Hälfte davon sind 
Anhänger des Hindu-Eultus. Als die beiden größten städtischen Häuser- 
gruppen treten zuerst das Fort und die Black-Town, die Stadt der Schwar- 
zen (der Eingebornen), hervor. Der Anblick des Forts, dessen Felsenboden 
sich wenig über das Niveau des Meeres erhebt, bietet doch von jeder Seite
	        
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