420 
III. Lander- und Völkerkunde. C. Afrika. 
daneben geschriebene demotische oder hieroglyphische Texte nennen die Namen 
der Priester, die diese Arbeiten geleitet, oder der Könige, die sie angeordnet 
haben. 
359. Die Pyramiden. 
(Nach Anton Graf Prokesch-Osten, Sohn, Nilfahrt, bearbeitet vom 
Herausgeber.) 
Die Pyramidenselder bilden die Nekropole der alten Hauptstadt Mem- 
phis und ihre Denkmale bedecken den Rand des Wüstenplateau auf einer 
Linie von 5 geographischen Meilen. Es sind die ältesten Urkunden des Men- 
schengeschlechts, und doch bezeichnen sie schon den Gipfelpunkt einer Civilisa- 
tion; derartige Werke schafft nur ein gereiftes Volk. Welche Ordnung der 
bürgerlichen Verhältnisse verrathen die Wandgemälde der Gräber! Welche 
Kenntnisse setzt der Bau einer Pyramide voraus, die Anlage ihrer Räum- 
lichkeiten unter der erdrückenden Steinlast, die Stellung ihrer Riesenblöcke, 
welche seit sechszig Jahrhunderten unverrücktdiewohlberechnete Lage einnehmen. 
So klar diese Denkmale aber auch den hohen Culturzustand der ältesten Ge- 
sellschast offenbaren, so spärlich ist das Licht, welches sie auf die Geschichte 
ihrer Zeit werfen. Die Pyramiden tragen keine Inschriften und schweigen 
über die Thaten der in ihnen ruhenden Könige. Um so zahlreicher sind da- 
für die Aufschlüsse, welche die Privatgräber auf Hunderten von Wandbildern 
über alle Einzelheiten des täglichen Lebens geben. Die Nekropole von Mem- 
phis ist daher vor allen andern dazu geeignet, uns mit den Sitten und Ge- 
bräuchen der alten Aegypter bekannt zu machen. 
Den Namen Pyramis leitet Prof. Brugfch nicht unwahrscheinlich ab 
von dem altägyptischen Abimer, d. h. große, hervorragende Grabanlage, 
welches Wort die Griechen bimar oder bimaris ausgesprochen hätten, woraus 
mit einer Metathesis pyramis entstanden wäre. Zu den ägyptischen Gräbern 
gehörte eine für den Todtendienst bestimmte Capelle; diese war aber nicht im 
Innern der Pyramide, sondern außerhalb derselben versammelten sich die 
Hinterbliebenen in eigenen Tempeln, deren Ruinen stellenweise noch vor- 
Händen sind. Die Pyramiden selbst wurden unmittelbar nach dem Begräbnisse 
geschlossen: sie hatten, und waren sie auch noch so groß, keinen andern Zweck, 
als die Mumie bis zum Tage der Auferstehung zu bergen. 
Die drei von Herodot (II. 124—135) geschilderten Pyramiden auf dem 
Felde von Gizeh sind schon aus weiter Ferne zu erkennen: sie heben ihre 
ehrwürdigen Häupter hoch über die Heineren Pyramiden und anderen Denk- 
male. Die erste zur Rechten — die nördlichste — ist die Cheops-Pyramide
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.