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Helligkeit, dem jetzigen Grauen des Morgens vergleichbar. Die Hitze
des Wassers sank nach und nach bis unter den Siedepunkt, und da die
Atmosphäre kleiner, dünner, also leichter, wie man sich auszudrücken
pflegt, der Luftdruck geringer geworden war. konnte es (das Wasser)
einen Teil seiner Kohlensäure an die Atmosphäre abgeben.
3. Die heiße Zone. *
Ein ganz anderes Bild, als die Schneegefilde Grönlands darstellen,
gewähren uns die Schilderungen derjenigen Länder, welche in der
heißen Zone liegen. Vergleicht man einzelne Gegenden aus beiden
Zonen miteinander, so scheinen die Länder in der heißen Zone einen
so entschiedenen Vorzug zu haben, daß man nicht begreift, wie es noch
Menschen geben kann, die in den nördlichen Gegenden leben mögen,
und wohl gar, wie von den Grönländern erzählt wird, noch eine Vor-
liebe sür diese Länder haben. Der Schöpfer verlieh aber jeder Zone
eigentümliche Beschwerden mit eigentümlichen Vorteilen verbunden,
denen nicht abgeholfen werden kann, wenn jene Vorteile den Menschen
erfreuen sollen.
Hitze und ein in den meisten Gegenden regelmäßig wiederkehrender
starker Regen bringen in der heißen Zone den reichen Pflanzenwuchs
hervor, den man in den Polargegenden vergebens sucht. Durch diese
beiden Ursachen getrieben, erreichen manche Pflanzen eine Höhe und
Stärke, und gewähren einen solchen prachtvollen Anblick, wovon man
sich selbst in den gemäßigten Gegenden, wo doch der Pflanzenwuchs
schon bedeutender ist, keinen Begriff machen kann. Es sind besonders
einige Pflanzenarten, die, der heißen Zone allein angehörend, durch
ihre Schönheit und Pracht sowohl, als auch durch ihre ungemeine
Nutzbarkeit sich vorzüglich auszeichnen. Dahin gehören unter andern
die Palmen arten. Sie behaupten unter allen Gewächsen auf
unserer Erde in jedem Betracht den ersten Rang. Die Vorteile,
welche der Mensch von den übrigen Gewächsen zusammengenommen
erhält, giebt ihm die Gattung der Palmen allein. Sie speisen,
tränken und kleiden ihn, sie liefern ihm Materialien zn seiner Woh-
nung und zum Hausgerät und lassen keines seiner Bedürfnisse un-
befriedigt. Eben so sehr zeichnen sie sich auch durch ihre Schönheit
und durch einzelne merkwürdige Eigenschaften aus. Die Palmen
haben schlanke Stämme, ohne eigentliche Rinde, die oft 70 Meter
in die Höhe steigen. Äste und Zweige haben sie auch nicht, fondern
es bildet sich oben am Gipfel ein Büschel von immergrünen, meist
herabhängenden Blättern, die zum Teil über 6 Meter lang sind, so
daß sie in Betracht ihrer Größe die Stelle der Zweige wohl ver-
treten können. Sowie der Stamm höher treibt, fallen die Blätter
ab und lassen kleine Stumpfe nach, die das Hinaufsteigen erleichtern
* Straus.