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ersten fünf Jahren wächst der Baum schnell, nachher aber so langsam,
daß man das Alter dieser Bäume auf 5- bis 6000 Jahre berechnet.
Der Wurzelbaum wächst gewöhnlich an sumpfigen Orten. Seine
Wurzeln steigen ans der Erde hervor nnd erstrecken sich oft, wenn
ein solcher Baum an einem Flusse steht, dessen Bette schmal ist, bis
ans jenseitige Ufer, und bilden auf diese Weise eine Art Brücke.
Die Zweige des Baumes haben das Besondere, daß sie sich zur Erde
herabsenken, Wurzel schlagen und einen neuen Stamm bilden. So
wird nach einiger Zeit ein einziger Baum der Stammvater eines
ganzen Waldes und alle seine Kinder bleiben mit ihm in Verbindung.
Ein solcher Wald ist selbst dem hartnäckigsten und geduldigsten Wan-
derer undurchdringlich. Außer diesen wunderbaren nnd merkwürdigen
Gewächsen gedeihen in der heißen Zone so manche Pflanzen auf eine
ausgezeichnete Weife, die in den gemäßigten Gegenden nur klein und
niedrig bleiben. Die Rohr arten sind gewöhnlich dünn nnd schwach,
aber in Ost- und Westindien wächst das Bambusrohr zu der
Höhe eines starken Baumes empor, der zuweilen 20 Meter hoch wird
und eine Dicke von 60 Centimeter hat. Dabei ist es so anßerordent-
lich hart, daß es sich wohl der Länge nach durchspalten, aber schwer
durchschneiden läßt, und es wird daher zn Stangen und Pfählen,
zum Häuser- und Schiffsbau angewendet. Farnkräuter, die sich sonst
nur wenig über den Boden erheben, erreichen hier eine Höhe von
11 Meter; Bäume, fast zweimal so hoch als unsere Eichen, prangen
mit Blüten, so groß wie unsere Lilien, ja in Südamerika wächst eine
Pflanze, deren Blume, von 1XU Meter Umfang, sich die indischen Knaben
über den Scheitel ziehen. Alle die Gewächse, welche gewissermaßen den
Europäern jetzt zum Bedürfnisse geworden sind, gehören der heißen
Zone an, z. B. Kaffee, Zucker, Thee; Gewürze, wie Pfeffer, Muskatnüsse,
Nelken u. s. w. Kostbare Färbestoffe, z. B. der Indigo, kommen aus
heißen Gegenden; treffliche Heilmittel, unter andern die Chinarinde,
manche Balsamarten werden nur unter einem heißen Himmelsstriche
angetroffen. Es ist also unbezweifelt, daß der Pflanzenreichtum iu der
heißen Zone den höchsten Grad erreicht.
Nicht minder zeichnet sich die Tierwelt in diesem Klima aus.
Auch in derselben verbindet sich Größe und Stärke mit dem bleu-
dendsten Schmucke der Farben, mit der ausgezeichnetsten Schönheit.
Der Reichtum an Pflanzen macht es möglich, daß hier große,
pflanzenfressende Tiere leben, wie der Elefant und der Tapir;
die Waldungen werden von unzähligen Affenarten bevölkert;
schöngefiederte Papageien und andere herrlich geschmückte Vögel
schweben von Baum zu Baum; Kolibris, glänzend wie Diamanten,
wiegen sich auf Blumen, neben ihnen prachtvolle Schmetterlinge;
selbst des Nachts wird die Luft durch ^anzvolle Laternenträger
erhellt. Aber alle diese Herrlichkeit wird dem Menfchen auch durch
manche Beschwerden und Gefahren verbittert. In den Wäldern und